Wie die Kirche zum Militäreinsatz in Mali steht

Das letzte Mittel

Veröffentlicht am 16.01.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Mali-Konflikt

Bonn ‐ Die Entscheidung der Bundesregierung, den militärischen Einsatz Frankreichs in Mali logistisch zu unterstützen ist nach Ansicht der katholischen Militärseelsorge gerechtfertigt. Die Kirche stehe für den "gerechten Frieden" ein und als Mitglied der Völkergemeinschaft trage Deutschland auch Verantwortung für die Menschen in Afrika, sagte Militärgeneralvikar Walter Wakenhut katholisch.de am Mittwoch in Berlin.

  • Teilen:

Damit die Bevölkerung in Menschenwürde leben könne und zum Einhalten der Menschenrechte in Mali bleibe als letztes Mittel der Einsatz von Gewalt.

Wakenhut: "Gut vorbereitet"

Einem Sprecher des Auswärtigen Amtes zufolge steht ein Einsatz deutscher Kampftruppen nicht zur Debatte. Frankreich hatte ankündigt, noch mehr Soldaten in den Kampf gegen die islamistischen Rebellen in das Land zu schicken. Die Militärseelsorge warte ab, wie viele deutsche Soldaten nach Mali geschickt würden und werde dann nach einer ökumenischen Absprache Seelsorger in das westafrikanische Land entsenden, sagte Wakenhut. Auf die religiöse Komponente beim Kampf gegen Islamisten würden die Einsatzkräfte "gut vorbereitet". Sie seien auf den anderen Kulturkreis eingestellt. Soldaten wüssten um den Unterschied zwischen Muslimen und Fundamentalisten.

Nach Ansicht des Afrika-Referatsleiters von "Caritas international", Christoph Klitsch-Ott, ist eine militärische Lösung des Konflikts in Mali unumgänglich. Zwar habe er "große Mühe", sich für ein Eingreifen auszusprechen, so Klitsch-Ott gegenüber katholisch.de. Allerdings dürfe man den islamistischen Gruppierungen keine Zugeständnisse machen. Seiner Einschätzung nach seien diese "relativ gut bewaffnet" und hätten "starke Finanzgeber aus der arabischen Welt".

Bevölkerung will nicht unter Islamisten leben

Nach Ansicht von Klitsch-Ott ist der Islam in Mali moderat ausgeprägt. "98 Prozent der Bevölkerung wollen sicher nicht unter den Islamisten leben", sagte der Experte, der im Dezember noch selbst im Land war.

Player wird geladen ...
Video: © Lena Kretschmann und Peter Philipp

Christoph Klitsch-Ott, Referatsleiter Afrika von Caritas international, erläutert die Krisensituation im afrikanischen Mali.

Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen warnt Caritas international derweil von einer humanitären Katastrophe in Mali. "Die Lage ist extrem kritisch", so Klitsch-Ott, rund 400.000 Menschen seien bereits aus dem umkämpften Norden in den Süden sowie in Nachbarländer geflohen. Gemeinsam mit lokalen Partnern hilft Caritas international Menschen, die in Flüchtlingslagern und bei Verwandten untergekommen sind.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International appellierte an die Konfliktparteien, den Schutz von Zivilisten sicherzustellen. Die internationale Gemeinschaft müsse darüber hinaus den Einsatz von Menschenrechtsbeobachtern in Mali unterstützen. Berichte hätten gezeigt, dass die islamistischen Gruppen Kindersoldaten rekrutierten, von denen einige bereits verwundet oder getötet worden seien.

Bischöfe wollen humanitäre Hilfe koordinieren

Nach Angaben des vatikanischen Missionspressedienst "Fides" wollen sich die malischen Bischöfe in der kommenden Woche bei einer Sitzung mit der Koordinierung der humanitären Hilfen der Kirche befassen. Bereits jetzt helfe die Kirche lokal in einigen Regionen den Flüchtlingen, sagte der Sekretär der Bischofskonferenz von Mali, Edmond Dembele, dem Fidesdienst.

Der Völkerrechtler Georg Nolte hält die französische Militärintervention in Mali für völkerrechtlich zulässig. Da der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) die Aufständischen als Terroristen bezeichnet habe, dürfe sich Mali selbst wehren und andere Staaten um Hilfe bitten, sagte der Professor der Berliner Humboldt-Universität der Berliner Tageszeitung "taz". Der von den Aufständischen im Frühjahr 2012 ausgerufene Staat Azawad genieße völkerrechtlich keinen Schutz gegen Militärinterventionen von außen, da er bislang von keinem anderen Staat anerkannt sei. (meu/luk/KNA)