Diözese bestätigt Bericht von "Christ und Welt"

Bistum Trier versetzte verurteilte Priester in Klinikseelsorge

Veröffentlicht am 24.08.2022 um 14:56 Uhr – Lesedauer: 

Trier/Hamburg ‐ Im Bistum Trier wurden mehrere wegen Sexualstraftaten verurteilte Priester in der Krankenhausseelsorge eingesetzt. Die Diözese bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" – und erklärt, wie es zu den Einsätzen kam.

  • Teilen:

Unter der Leitung des Trierer Bischofs Stephan Ackermann sind bis vor wenigen Jahren mehrere wegen Sexualstraftaten verurteilte Priester in der Krankenhausseelsorge eingesetzt worden. Eine Sprecherin des Bistums Trier bestätigte am Mittwoch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) entsprechende Recherchen der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag). Demnach hat es sich in einigen Fällen um Kliniken mit Kinderstation gehandelt, wobei die Verantwortlichen nicht immer über die Vergangenheit der Geistlichen informiert worden seien.

Durch Recherchen belegt sind laut der Zeitung vier Fälle, in denen Priester in Krankenhäusern arbeiten durften, obwohl sie wegen sexuellen Missbrauchs oder des Besitzes von Kinderpornografie verurteilt worden waren.

Einsatz "wenige Monate nach ihrer Verurteilung"

In Trier wird am Donnerstag der Zwischenbericht einer Unabhängigen Aufarbeitungskommission zu sexualisierter Gewalt und Missbrauch und zum kirchlichen Umgang damit vorgestellt. Ob die recherchierten Fälle darin aufgeführt sind, habe die Kommission auf Nachfrage nicht mitteilen wollen, so die Zeitung. Ackermann ist noch bis September Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2009 ist er Bischof von Trier.

In zwei der vier Fälle handelt es sich dem Zeitungsbericht zufolge um Priester aus dem Saarland, bei denen Ermittler 2007 in einer Razzia jeweils mehr als 100 kinderpornografische Bilddateien sichergestellt hätten. "Wenige Monate nach ihrer Verurteilung wegen des Besitzes von Kinderpornografie 2008 und 2009 setzte das Bistum sie in Kliniken ein", hieß es weiter: "Der eine verlor die Position 2012, nachdem das Krankenhaus von seiner Verurteilung erfuhr. Der zweite wurde nach zehn Jahren als Klinikseelsorger 2021 in den Ruhestand geschickt."

Bischof Stephan Ackermann im Portrait
Bild: ©Julia Steinbrecht/KNA (Symbolbild)

Stephan Ackermann ist seit 2009 Bischof von Trier. Noch bis September ist er Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.

Ein weiterer Priester, der Mitte der 1990er Jahre zu einer Bewährungsstrafe wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden war, sei ebenfalls 15 Jahre lang in Kliniken eingesetzt worden. Ein vierter im Jahr 1994 wegen Missbrauchs von Kindern verurteilter Priester arbeitete demnach als Hausgeistlicher in Krankenhäusern. 2012 habe er sich selbst angezeigt.

Bistumssprecherin Judith Rupp sagte auf KNA-Anfrage, sie könne die Recherchen von "Christ und Welt" bestätigen. Sie fügte hinzu: "Es ist richtig, dass es bis vor einiger Zeit möglich war, dass Priester, gegen die es Vorwürfe oder Verurteilungen wegen des Besitzes von (Kinder-)Pornografie oder in (Verdachts-)Fällen sexualisierter Gewalt gab, unter Auflagen in der Krankenhausseelsorge eingesetzt wurden."

Gutachten seien eingeholt worden

Dies sei aber nur nach der Einholung eines forensischen Gutachtens mit einer entsprechenden Unbedenklichkeitserklärung oder Empfehlung und "gegebenenfalls unter Auflagen geschehen, über die das Umfeld informiert war und deren Einhaltung im Rahmen der Möglichkeiten kontrolliert wurden", ergänzte Rupp: "In wenigen Fällen gab es keine oder späte Informationen an das Umfeld, diese Fehler haben wir eingeräumt."

Einsätze dieser Art gebe es heute nicht mehr. Die neuen Erkenntnisse aus der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt hätten dazu geführt, "dass sich die Einschätzung der Verantwortlichen verändert hat und ein Einsatz nicht mehr als möglich angesehen wird". Insofern seien im Bistum Trier keine Priester oder Diakone unter Auflage in der Krankenhausseelsorge tätig. "Ebenso sind keine Priester oder Diakone mit Auflagen wegen Verdachtsfällen sexualisierter Gewalt im aktiven Dienst", sagte die Bistumssprecherin. (KNA)