Franziskus: Thema ist komplex

Papst will Beratung über die Laien-Ämter in der Kirche

Veröffentlicht am 24.08.2022 um 15:34 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ In der Kirche gibt es verschiedene Dienste, die Laien übernehmen – mit dem des Katecheten hat Papst Franziskus erst vergangenes Jahr einen neuen offiziell geschaffen. Nun will er einen Dialog über die Laien-Ämter beginnen – über regulär bestehende, außerordentliche und "de facto" existierende.

  • Teilen:

Papst Franziskus hat eine Debatte über Ämter und Dienste in der katholischen Kirche angestoßen. Er wolle in den kommenden Monaten mit den Bischofskonferenzen in einen Dialog treten, in dem es um regulär bestehende und außerordentliche Dienste in der Kirche, aber auch um "de facto" existierende Ämter geht, schreibt Franziskus in einem am Mittwoch veröffentlichten Brief an Geistliche und Laien.

Anlass des zuvor nicht angekündigten Schreibens ist der fünfzigste Jahrestag des Schreibens "Ministeria quaedam", mit dem Paul VI. am 15. August 1972 das Amt des Subdiakons sowie die sogenannten niederen Weihen und die Kleriker-Tonsur abschaffte.

Zahlreiche Aspekte seien zu berücksichtigen

Franziskus betont in dem Schreiben die Komplexität des Themas. "Sicherlich müssen wir unsere Überlegungen zu all diesen Themenfeldern weiter vertiefen; wenn wir jedoch meinen, wir könnten die Ämter erst klar definieren und sie danach mit Leben füllen, würden wir wahrscheinlich nicht sehr weit kommen", so die päpstliche Ermahnung.

Er empfiehlt einen ausführlichen Debatten- und Unterscheidungsprozess, auch vor dem Hintergrund der Weltsynode. Es dürfe keine Fixierung auf sofortige Ergebnisse geben, betonte er, und keine Entscheidungen, die "ideologisch" begründet seien. Bei den kirchlichen Ämtern für die Getauften seien zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen. Darunter fielen die Bezeichnung der Dienste, die theologische und rechtliche Grundlage, die Beziehung zwischen den Ämtern und die liturgische Dimension.

 Lektorin bei Gottesdienst
Bild: ©KNA/David Klammer (Symbolbild)

Mit dem Dekret "Spiritus Dominus" öffnete Papst Franziskus 2021 Frauen auch kirchenrechtlich den Zugang zum Lektoren-Amt.

Beispielhaft verweist Franziskus auf seine beiden jüngsten Änderungen bei den Laien-Ämtern in der Kirche. So hatte er im Januar 2021 mit dem Dekret "Spiritus Dominus" Frauen auch kirchenrechtlich den Zugang zum Lektoren-Amt geeöffnet und damit eine Entwicklung verbindlich gemacht, die in vielen Ländern de facto schon lange praktiziert wurde. Wenige Monate darauf folgte das Dekret "Antiquum ministerium", mit dem der Papst das kirchliche Amt der Katecheten schuf. Sie spielen in den zahlenmäßig stärksten Teilen der katholischen Kirche, in Lateinamerika und in Afrika, bereits seit den 1970er Jahren eine zentrale Rolle und sind in vielen Gemeinden aktiver als die geweihten Kleriker.

Franziskus betonte, die von ihm geschaffenen neuen Ämter für Laien seien keine "Überwindung der früheren Lehre", sondern eine "Weiterentwicklung". Letztlich sei jeder Dienst eine Berufung von Gott zum Wohle der Gemeinschaft.

Debatte über pastorale Dienste?

Der Debatten-Vorstoß des Papstes könnte auch die in deutschsprachigen Ländern vor einigen Jahrzehnten geschaffenen Laien-Ämter der Pastoralreferenten und -assistenten umfassen. Explizit nennt das Schreiben diese jedoch nicht.

In einer Botschaft an einen Liturgiekongress im italienischen Salerno hatte Franziskus am Montag vor einem falschen Verständnis von Laienämtern gewarnt. Die Berufung zu einem solchen Dienst dürfe nicht mit dem Amtspriestertum verwechselt werden. So müsse man sich davor hüten, den Begriff der "Stellvertretung" willkürlich auszulegen, zu "klerikalisieren". Dies könne zu einer parallelen Dienststruktur innerhalb der Kirche führen. Stattdessen gehe es darum, bei Laien ein klareres Bewusstsein für ihre Berufung zu fördern, die sich in einer Vielzahl von Aufgaben und Diensten zeige. (mal/KNA)