Vor Versammlung des Weltkirchenrats – Skepsis gegenüber Synodalem Weg

Kurienkardinal Koch: Keine gemeinsame Sicht auf Ökumene-Ziel

Veröffentlicht am 25.08.2022 um 11:09 Uhr – Lesedauer: 

Baden-Baden ‐ Bei der Vollversammlung des Weltkirchenrats wird Kardinal Kurt Koch die katholische Delegation anführen. Der päpstliche "Ökumeneminister" äußert sich skeptisch zu den Chancen einer Vertiefung der Einheit der Kirchen – und auch zum Synodalen Weg.

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Kurienkardinal Kurt Koch zeigt sich im Vorfeld der Vollversammlung des Weltkirchenrates in Karlsruhe skeptisch zu den Chancen einer Vertiefung der Einheit der Kirchen. "Heute stehen wir vor der Schwierigkeit, dass wir noch immer keine gemeinsame Sicht des Ziels der Ökumene haben", sagte der "Ökumeneminister" des Vatikan dem "Badischen Tagblatt" (Donnerstag). "Jede Kirche hat ihre eigene Vorstellung von der Einheit ihrer Kirche und steht deshalb in der Versuchung, diese Vorstellung auch auf das Ziel der Ökumene zu übertragen", so Koch.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beispielsweise habe "ihr innerprotestantisches Ökumenemodell entwickelt und neigt nicht selten dazu, es auch in der Beziehung zu uns anzuwenden", so der katholische Geistliche. "Es kann in der Ökumene aber nicht darum gehen, dass man dem Partner etwas aufdrängen will. Man muss vielmehr im Dialog herausfinden, was uns gemeinsam ist", sagte Koch, der die Vatikan-Delegation bei dem Ökumene-Treffen in Karlsruhe anführen wird. Von Ende August bis 8. September treffen sich Vertreter aus 350 Kirchen zur Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe. 

Für das ökumenische Gespräch sei aber auch eine Geschlossenheit in der eigenen Kirche notwendig. "Wie glaubwürdig kann man die Einheit mit anderen Christen leben, wenn man die Einheit in der eigenen Kirche aufgibt?", fragte der Kardinal.

Sorge mit Blick auf Deutschland

Zugleich bewertete Koch den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland – den Synodalen Weg – zwei Wochen vor dessen nächster Versammlung skeptisch. Papst Franziskus sei mit Blick auf den Synodalen Weg in Sorge und habe dies in einem Brief an die Kirche in Deutschland zum Ausdruck gebracht. "Er hat aber bis heute nicht den Eindruck, dass die in ihm geäußerten Sorgen in Deutschland wirklich ernst genommen werden", so Koch.

"Ich teile die Wahrnehmung des Papstes", führte Koch weiter aus. "Ich verfolge den Synodalen Weg sehr aufmerksam und bin in großer Sorge, wohin der Weg in der katholischen Kirche in Deutschland führen wird. Es ist dringend notwendig, darüber miteinander in ein verantwortungsvolles Gespräch zu kommen und darin zu bleiben", mahnte er.

Zum Ukraine-Krieg sagte der Kardinal, ihm sei in Russland in den vergangenen Jahren immer wieder die Meinung begegnet, dass Russland eine besondere Mission zur Verteidigung der christlichen Werte gegenüber dem "verdorbenen Westen" habe. Es habe ihn dennoch sehr überrascht, dass der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill den Krieg in der Ukraine unterstütze, so Koch. (mal/KNA/epd)