Philippa Rath kritisiert "konzertierte Störmanöver" auf Synodalem Weg
Die Ordensfrau Philippa Rath hat im Vorfeld der kommenden vierten Synodalversammlung Kritik daran geübt, dass sich die inhaltliche Auseinandersetzung zunehmend in die mediale Öffentlichkeit verlagert habe. Dazu gehörten auch "die inzwischen in regelmäßigen Abständen erfolgenden Interventionen von außen, die in verschiedenen Gewändern daherkommen und von nicht wenigen als konzertierte Störmanöver wahrgenommen werden", schreibt die Ordensfrau in einem Gastbeitrag für die aktuelle Ausgabe der "Herder Korrespondenz". "All dies ist dazu angetan, den Synodalen Weg zu kompromittieren und zu blockieren, die eher ängstlichen und wankelmütigen Bischöfe und Weihbischöfe einzuschüchtern und die Gläubigen zu verunsichern." Dass dies bisher nur bedingt gelungen sei, liege auch an den "klaren und nüchternen Repliken" der Vorsitzenden des Synodalen Wegs, Bischof Georg Bätzing und Irme Stetter-Karp.
Gleichzeitig zog Rath, die selbst Mitglied der Synodalversammlung und des Forums "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" ist, ein gemischtes Fazit der bisherigen Synodalversammlungen. Auf die bereits mit "ebenso viel Geistkraft wie Herzblut" erarbeiteten Texte dürften die Synodalen stolz sein, "auch wenn die dringende Aufgabe bleibt, die Texte stärker in die Breite zu kommunizieren und vor allem in den Gemeinden vor Ort vorzustellen und ins Gespräch zu bringen". Ton und Stil der Diskussionen seien inzwischen allerdings "rauer und manchmal auch aggressiver" geworden. "Selbstgerechtigkeit und Schubladendenken haben mancherorts Einzug gehalten – so weit, dass reformwilligen Kräften das Katholisch-Sein und die Liebe zur Kirche abgesprochen, sie als Häretiker und Ungläubige diffamiert und sogar persönlich angegriffen und verleumdet werden", konstatiert Rath. Diese "Un-Kultur" greife nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch Predigten, Aufsätzen und Interviews um sich.
Sie schlug vor, dass reformorientierte und bewahrende Mitglieder der Synodalversammlung ihre Ängste offen ansprechen und miteinander teilen könnten: "Wie wäre es, wenn sich beide Seiten ihre Ängste und Sorgen offen eingestehen würden, darüber miteinander ins Gespräch kämen und so zu einer neuen Kultur des Hörens und Verstehens gelangten?"
Deutlichen Rückenwind erhielten die Reformanliegen des Synodalen Wegs durch die Rückmeldungen aus verschiedenen Ländern zum weltweiten synodalen Prozess des Papstes, betonte Rath. "Dass die dort formulierten Themen und Anliegen denen des Synodalen Weges sehr nahekommen, zeigt, dass der sensus fidelium und die 'Zeichen der Zeit' nicht nur in Deutschland nach grundlegender Veränderung rufen." Dies führe vor Augen, dass es sich bei vielen Reformanliegen nicht bloß um ein "deutsches Problem" handele. Bislang fehle es allerdings an einer "klaren und unzweideutigen gemeinsamen Positionierung" der Reformbefürworter unter Bischöfen, Weihbischöfen und Priestern.
Grundsätzlich brauche es eine dauerhafte und institutionell verankerte Zukunftsordnung, damit Synodalität und Partizipation keine Eintagsfliegen blieben. Im Hinblick auf einen möglichen Synodalen Rat der Kirche in Deutschland rief sie dazu auf, auch die an den Rand Gedrängten, theologisch weniger oder gar nicht ausgebildete Laien und Ausgetretene zu beteiligen, die die Kirche zwar verlassen, aber ihren Glauben nicht aufgegeben hätten. Immer wieder werde von verschiedenen Seiten der Gedanke geäußert, dass Kirche neu gedacht werden müsse, so Rath. Es reiche nicht, die systemischen Missbrauchsursachen zu beseitigen, sondern es müsse auch darum gehen, neue Strukturen zu schaffen, "die das ganze Volk Gottes ernst nehmen, und sich gleichzeitig radikal auf die Botschaft Jesu zurückbesinnen."
Vor der kommenden Synodalversammlung rief sie dazu auf, den Synodalen Weg mutig weiterzugehen. Sie hoffe, "dass alle, die sich mit so viel Engagement und Leidenschaft auf den Synodalen Weg begeben haben, unbeirrt gemeinsam weitergehen", schreibt die Benediktinerin. "Im Wissen darum, dass unsere Kirche semper reformanda war und immer bleibt, und dass es sich lohnt, das menschenfreundliche Antlitz Christi in ihr wieder neu zum Leuchten zu bringen." Dies sei man der Welt und den Menschen schuldig. (cbr)