Künstler will gegen Kirche und Umgang mit Missbrauchsfällen protestieren

Warum der Papst ein Baby fallen lässt: Kunstwerk ruft Kritik hervor

Veröffentlicht am 25.08.2022 um 16:49 Uhr – Lesedauer: 

Mexiko-Stadt ‐ Dieses Kunstwerk lässt niemanden kalt: Papst Franziskus wird dabei gezeigt, wie er über ein hingefallenes Baby lacht, das in seine Einzelteile zerbrochen ist. In Mexiko hat die kritische Darstellung die Gemüter erhitzt.

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In Mexiko hat ein polemisches Kunstwerk zu Papst Franziskus für Diskussionen gesorgt. Die Arbeit des Künstlers Pablo Maire mit dem Titel "Chao tradición" ("Tschüss, Tradition") zeigt das Kirchenoberhaupt in drei verschiedenen Posen: Zunächst hält Franziskus ein Baby in Händen und blickt nach oben, als ob er das Kleinkind Gott weihen wollte. In der zweiten Darstellung lässt der Papst das Kind fallen und zum Schluss lacht er herzlich über das am Boden liegende und in seine Einzelteile zerbrochene Baby. Mit der etwa 30 Zentimeter breiten und knapp zehn Zentimeter hohen Darstellung möchte Maire Kritik an der katholischen Kirche und ihrem Oberhaupt üben, wie er am Mittwoch (Ortszeit) gegenüber örtlichen Medien sagte. Der aus Chile stammende Künstler spielt mit seinem Werk auf den weltweiten kirchlichen Missbrauchsskandal an und nannte die Institution "grausam und anachronistisch".

Maire gab an, er habe sich vom chinesischen Künstler Ai Weiwei für sein Werk inspirieren lassen. Dieser hatte demnach in den 1990er-Jahren eine jahrtausendealte Vase aus der Han-Dynastie zerbrochen. Auf diese Weise habe er gegen die chinesische Regierung protestieren wollen. Maire wolle auf ähnliche Weise gegen die "katholische Tradition" angehen, die die westliche Welt bis heute präge. Er erinnerte zudem an die zahlreichen Missbrauchsfälle in seinem Heimatland, die bei vielen Menschen zu einer Abwendung von der Kirche geführt hätten. Allerdings seien viele ihrem persönlichen Glauben treu geblieben. "Chao tradición" ist aktuell in der Galerie Aguafuerte in Mexiko-Stadt ausgestellt.

In den sozialen Netzwerken rief das Kunstwerk gemischte Reaktionen hervor. Einige Kommentatoren nannten Maires Arbeit "lächerlich" oder "schrecklich". Andere lobten die Darstellung des Künstlers als zutreffende und berechtigte Kritik am Umgang der Kirche mit den weltweiten Missbrauchsfällen. (rom)

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