Stadtdekan zu Eltz: Im Evangelium steht von Sexualmoral nichts
Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz hat die Bedeutung der Befassung der Kirche mit Homosexualität betont. "Wenn wir über unsere Haltung zu Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare sprechen, geht es um etwas Grundsätzliches. Wir reden dann über unser Menschenbild und die ethische Dimension von Beziehungen", sagte er in einem Doppelinterview mit Bezirksreferent Michael Thurn den Kirchenzeitungen der Bistümer Fulda, Limburg und Mainz am Dienstag. Es gehe auch darum, wie Kirche in der Welt heute sein könne und müsse.
Weiter rief zu Eltz die Kirche dazu auf, Homosexuellen zuzuhören. "Meist ändert sich die ganze Welt durch das persönliche Kennenlernen", so der Geistliche. Die Begegnung mit ihnen in der Eucharistiefeier habe erheblich zu seinem eigenen Verständnis für deren Lage beigetragen.
Pastoral vor Doktrin
Er betonte zudem den Vorrang der Pastoral vor dem Ordnungsdenken. "Die Anwendung von kirchlichen Gesetzen, die Frage nach Erlaubnis und Verbot, kann immer nur der zweite Gedanke sein." Nicht die Diskussion um den Umgang mit Homosexuellen habe Spaltungspotenzial, sondern die Doktrin. Viele Menschen hätten sich bereits abgespalten, "die die Unbeweglichkeit der Kirche just in dieser Frage zum Anlass genommen haben, sich von ihr zu trennen".
Weiter betonte er: "Im Evangelium steht von unserer ausgefeilten Sexualmoral überhaupt nichts." Jesus habe sich nicht mit Veranlagungsfragen beschäftigt, weil diese nicht im Horizont biblischer Menschen waren. Der Apostel Paulus gehe davon aus, dass der Mensch sich immer frei zu seinen Haltungen und Handlungen entscheiden könne. "Heute wissen wir, dass der ganze Mensch von einer homosexuellen Orientierung geprägt ist und sich nicht einfach aussuchen kann, zu wem er sich hingezogen fühlt und mit wem er Partnerschaft leben möchte und kann." (cph)