Diözesanrats-Vorsitzender: Kölner Bistumsleitung "heillos überfordert"
Der Sprecher der Laien im Erzbistum Köln, Tim Kurzbach, bescheinigt der Leitung der Erzdiözese gravierende Managementfehler. Die Bistumsleitung sei "heillos überfordert" und nicht in der Lage, die Diözese zu führen, sagte der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum am Dienstag im Interview auf WDR 5. Jenseits von möglichen Unterschieden bei Glaubensfragen gebe es große Mängel bei der Organisation und den Strukturen in der Erzdiözese. Viel Geld und viel Engagement der Katholiken verpuffe, so Kurzbach, der auch Oberbürgermeister von Solingen ist.
Mit Blick auf das vom Papst noch nicht beantwortete Rücktrittsangebot von Kardinal Rainer Maria Woelki sprach Kurzbach von einem "Nervenkrieg zwischen Rom und Köln". Es sei völlig unverständlich, warum in dieser Frage keine Entscheidung falle. Kurzbach beklagte zugleich gravierende Systemfehler in der Kirche. Es sei keinem Katholiken in Deutschland mehr zu vermitteln, warum ein Bischof seinen Rücktritt nur anbieten könne, aber erst auf eine Entscheidung aus Rom warten müsse.
Absagen von Diözesanpastoralrats-Mitgliedern verteidigt
Kurzbach verteidigte die Absagen vieler Mitglieder des Diözesanpastoralrats, die aus Protest nicht an der Sondersitzung des obersten Beratungsgremiums des Erzbischofs am Montagabend in Düsseldorf teilgenommen hatten. Die derzeitige "übergroße Krise" des Erzbistums habe auf der Tagesordnung des Gremiums nur eine untergeordnete Rolle gespielt, so der Vorsitzende des Diözesanrates. Vertreter aller Gruppierungen im Bistum hätten deshalb beschlossen, an der Sitzung nicht teilzunehmen.
An der Sitzung in Düsseldorf hatten am Montagabend nur 22 der 75 Mitglieder teilgenommen. Wie das Erzbistum Köln mitteilte, stellte Woelki daraufhin die fehlende Beschlussfähigkeit seines wichtigsten pastoralen Beratungsgremiums fest. Der Kardinal und Generalvikar Guido Assmann standen den Anwesenden anschließend zum persönlichen Austausch zur Verfügung. Unter der Moderation des Psychologen Eberhard Stahl habe sich "ein sehr engagiertes Gespräch" zwischen Woelki und den 22 Anwesenden entwickelt, so das Erzbistum. Es sei "von persönlicher Offenheit und großer Intensität geprägt" gewesen, hieß es weiter: "Auch wenn viele Fragen offenblieben, zeigten sich die Teilnehmenden zufrieden über den Verlauf des Abends."
Krankenhauspfarrer Wolfgang Vossen, der für den Priesterrat dem Gremium angehört, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), im Mittelpunkt habe die Frage gestanden, wie sich wieder eine Vertrauensbasis herstellen lasse und die anstehenden Themen wie die Leitung der künftig größeren Seelsorgeeinheiten besprochen werden können. Es sei "keine Ja-Sager-Veranstaltung" gewesen. In der Runde habe große Ratlosigkeit geherrscht. Debattiert worden seien ein bis zwei Vorschläge, wie es weitergehen könne, ergänzte Vossen, ohne konkreter werden zu wollen. Unverständnis sei auch darüber geäußert worden, dass der Papst noch nicht über das Rücktrittsgesuch Woelkis entschieden habe. Dieser hatte vor einem halben Jahr seinen Amtsverzicht angeboten. (tmg/KNA)
6.9., 13:05 Uhr: Ergänzt um Vossen.