Abgelehnter Text: Weihbischof will bessere Argumente von Gegnern
Nach der Ablehnung des Grundtextes zur Sexualmoral bei der vierten Synodalversammlung hat der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Essener Weihbischof Ludger Schepers, bessere Argumente der Gegner des Textes angemahnt. Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn erkennbar geworden wäre, warum und mit welchen Argumenten einige Bischöfe den Text abgelehnt haben, schreibt er in einer von der Diözese verbreiteten Stellungnahme am Mittwoch. "Doch nur den Treueeid zu bemühen? Den habe auch ich geschworen. Oder die Tradition? Welche?"
"Wenn Traditionen nicht lebendig sind, sind sie nur tote Buchstaben, die schon viele Verbrechen und viel Leid verursacht haben und es immer noch tun", so Schepers weiter und spielt unter anderem auf die Tötung des Transmanns Malte in Münster an. Es müsse die Kirche "wachrütteln, wenn unsere 'katholische Morallehre' die Legitimation für Taten seitens eines Staates – davon gibt es einige – Einzelner oder Gruppen ist, die Ausgrenzung, Angst bis hin zur Tötung zur Folge haben." Auch queere Menschen seien Geschöpf und Abbild Gottes. Schepers versichert, er werde "trotz aller Widerstände und Beschimpfungen, meinen Dienst ohne Ausnahme auch in Zukunft für alle Menschen versehen".
Bei der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs war das Grundsatzpapier "Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik" für eine Liberalisierung der katholischen Sexuallehre an der Sperrminorität der Bischöfe gescheitert. Unter allen Synodalen fand der Text dagegen eine Zustimmung von über 80 Prozent. Zuletzt hatte unter anderem der Trierer Bischof Stephan Ackermann die Ablehnung des Textes bedauert, sein Eichstätter Amtsbruder Gregor Maria Hanke hatte dagegen am Dienstag geäußert, der Text stelle einen Bruch mit der ethischen Verkündigung der Kirche dar. Der DBK-Vorsitzender und Limburger Bischof Georg Bätzing kündigte an, den Text trotz Ablehnung in den weltkirchlichen Dialog einzubringen. (cph)