Tausende Abtreibungsgegner bei "Marsch für das Leben" in Berlin
Mehrere tausend Demonstrantinnen und Demonstranten haben beim 18. Berliner "Marsch für das Leben" gegen Abtreibung und aktive Sterbehilfe protestiert. Veranstalter war der Bundesverband Lebensrecht (BVL), ein Zusammenschluss von 16 Organisationen. Nach dessen Angaben ist der jährliche Marsch die bundesweit größte Kundgebung für den Schutz des Lebens. Dagegen gab es erneut Protestveranstaltungen, deren Teilnehmende eine unbeschränkte Freigabe von Schwangerschaftsabbrüchen forderten und den Marsch durch Parolen und Trillerpfeifen störten.
Bei der Auftaktkundgebung vor dem Brandenburger Tor begrüßte die BVL-Vorsitzende Alexandra Maria Linder unter den Teilnehmenden aus den Reihen der katholischen Kirche den Berliner Erzbischof Heiner Koch, den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und den Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz. Dabei kritisierte Linder Bestrebungen etwa bei den Vereinten Nationen, ein Grundrecht auf Abtreibung zu verankern. Zugleich verteidigte sie die neuen Vorschriften zu Schwangerschaftsabbrüchen in Ungarn. Dort müssen Frauen vor einer Abtreibung eine Bescheinigung einholen, die bestätigt, dass sie sich die Herztöne ihres Embryos angehört haben.
Voderholzer: Mache von meinem Recht Gebrauch, auf die Straße zu gehen
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe warnte mit Blick auf die geplante Neuregelung der Suizidbeihilfe, in der Folge könne auf viele Menschen ein Druck zur Selbsttötung entstehen, um etwa Angehörige zu entlasten. Auch wandte er sich gegen eine vorgeburtliche Selektion von Ungeborenen infolge der Tests auf Genschäden. Zugleich warnte er davor, durch eine Zulassung von Leihmutterschaften "Frauen zu Gebärmaschinen zu machen". Die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel äußerte die Befürchtung, das vom Bundestag beschlossene Ende des gesetzlichen Werbeverbots für Abtreibungen sei nur der Einstieg in die Abschaffung des Paragrafen 218, der Schwangerschaftsabbrüche regelt. Statt Abtreibungen zu erleichtern, müsse der Staat das Armutsrisiko schwangerer Frauen mindern.
Bischof Voderholzer begründete seine Teilnahme an dem Marsch in einem Interview mit "EWTN" damit, dass er von seinem staatsbürgerlichen Recht Gebrauch mache, auf die Straße zu gehen, um "für ein wichtiges politisches Anliegen die Stimme zu erheben". Und weiter: "Ich setze mich ein für das Lebensrecht der Ungeborenen, das ja auch von unserem Grundgesetz her geschützt ist und das von verschiedensten Seiten jetzt auch in Frage gestellt wird, auch politisch." Er lasse sich, so der Bischof, nicht den Schuh anziehen, dass es sich bei dem Marsch "um eine religiöse Sonderwelt" handele. Er lade alle ein, denen das Grundgesetz etwas bedeute, sich an der Demonstration zu beteiligen. (stz/KNA)