Freiburger Betroffenenbeirat: Warten auf Missbrauchsbericht zermürbt
Missbrauchsbetroffene im Erzbistum Freiburg werten die Verschiebung des angekündigten Berichts zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Erzdiözese als harten Rückschlag. "Das Warten auf den Bericht ist zermürbend und eine extreme psychische Belastung für die Betroffenen", teilte der Betroffenenbeirat im Erzbistum am Dienstag mit. Die angekündigte Verschiebung von Oktober auf April verstärke das Gefühl, warten zu müssen und vertröstet zu werden.
Für Betroffene, aber auch deren Angehörige und Freunde sei es wichtig, dass Verantwortlichkeiten klar benannt und Konsequenzen gezogen werden, so der Beirat. Viele Menschen warteten seit Jahren auf den Bericht und auf Antworten. Zugleich sei es wichtig, dass das Gutachten rechtlich abgesichert sei.
Es dürfte auch um die Rolle von Zollitsch gehen
Das Erzbistum hatte am Montag mitgeteilt, dass der Bericht erst im April vorgestellt wird. Vor der Veröffentlichung müssten noch rechtliche Klärungen und Absicherungen vorgenommen werden. Für die vom Erzbistum unabhängige Studie werten externe Experten – die 2018 eingesetzte "AG Aktenanalyse" – kirchliche Daten aus und befragen Zeugen, Betroffene und Beschuldigte. Erzbischof Stephan Burger hatte betont: "Die Wahrheit muss auf den Tisch, Aufklärung hat oberste Priorität." Zentrales Ziel sei "eine rechtssichere und damit unanfechtbare Veröffentlichung".
Der Bericht dürfte unter anderem deshalb öffentlich stark beachtet werden, weil es darin auch um die Rolle des früheren Erzbischofs Robert Zollitsch gehen könnte, der von 2008 bis 2014 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) war. Der 84-Jährige ist Burgers Vorgänger und leitete die Erzdiözese von 2003 bis 2014. Zuvor war Zollitsch rund 20 Jahre Personalchef.
Am Dienstag war bekannt geworden, dass sich auch die Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens für das Bistum Mainz verzögert. Am selben Tag wurde zudem ein Zwischenbericht zu Missbrauch im Bistum Osnabrück seit 1945 vorgestellt. (tmg/KNA)