Umfrage: Ausgetretene wollen Kirche vor allem Geld entziehen
Wer aus der Kirche austritt, will vor allem die Institution Kirche nicht länger finanziell unterstützen. Das geht aus einer nicht repräsentativen Umfrage des SWR unter Ausgetretenen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz hervor, die am Montag veröffentlicht wurde. Demnach war dieser Aspekt fast 90 Prozent der Teilnehmenden wichtig oder sehr wichtig für ihre Motivation zum Austritt.
Mehr als 77 Prozent der Menschen gaben an, dass eigene finanzielle Bedürfnisse oder Sorgen ausdrücklich kein Grund für einen Austritt waren. Sehr wohl eine Rolle spielten dagegen die Missbrauchsfälle, für mehr als 80 Prozent waren sie ein dominierender Faktor. Für Katholiken mit mehr als 90 Prozent deutlicher als für Protestanten mit 70 Prozent.
Nur knapp die Hälfte hat keinen Glaubensbezug mehr
Den eigenen Glauben berührte der Austritt für die meisten nicht. Nur knapp die Hälfte hatte keinen Bezug mehr zum christlichen Glauben, mehr als die Hälfte meint, auch ohne Kirche religiös sein zu können. Ein Viertel sieht sich sogar noch als katholisch oder evangelisch an und will etwa auch eigene Kinder weiter an Aktivitäten der kirchlichen Gemeinden teilnehmen lassen. Zwei Dritten könnten sich einen Wiedereintritt vorstellen, wenn es in der Kirche Geschlechtergerechtigkeit, konsequentes Vorgehen gegen Missbrauchstäter und ein "Mehr mit der Zeit gehen" geben würde.
Für die Umfrage des SWR gemeinsam mit dem Leipziger Religionssoziologen Gert Pickel wurden Ausgetretene in mehr als 20 ausgewählten Standesämtern in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zwischen dem 1. April und 31. August 2022 ein individueller Flyer mit Link auf einen Fragebogen übergeben, in dem sie ihre Austrittsgründe anonym mitteilen konnten. Es nahmen 864 Menschen teil, davon mehr als 60 Prozent ehemalige Katholiken. (cph)