Verbände und Initiativen fordern Grundrechte-Charta für die Kirche
Reformorientierte Verbände und Initiativen fordern eine "Charta der Grundrechte" für die katholische Kirche. Sie solle das Prinzip der Gewaltenteilung in der Kirche verankern, heißt es in einem Papier, das am Sonntag zum Abschluss eines Treffens in Köln vorgestellt wurde. Dazu gehöre die Zustimmung des Vatikan zur Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen.
Die 1948 verabschiedete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte umfasst 30 Artikel, in denen unter anderem das Verbot von Folter, der Schutz vor Diskriminierung und das Recht auf Meinungsfreiheit verankert sind. Der Heilige Stuhl hat die Charta bislang nicht unterzeichnet.
Das "Gemeinsame Wort" der Verbände und Initiativen wurde bei der seit Samstag tagenden "Kirchenvolkskonferenz" beschlossen. Die Unterzeichner sprechen sich unter anderem für eine "geschlechtergerechte und vielfältige Lebensformen anerkennende Kirche" aus. Ferner gelte es, "Kirche von unten, von den Rändern und von den Ausgegrenzten her zu begreifen". Gemeinden und ihre Mitglieder sollten ermutigt werden, "Verantwortung als 'Kirche vor Ort' zu übernehmen und sich zu eigenem Handeln zu ermächtigen".
Eine "theologische, spirituelle Rückbesinnung auf die frohe Botschaft von Jesus"
Darüber hinaus gehe es um eine "theologische, spirituelle Rückbesinnung auf die frohe Botschaft von Jesus" und eine strukturelle Neuausrichtung der Kirche und darum, die "Zeichen der Zeit" zu erkennen und ernst zu nehmen und Transformationsprozesse in der Kirche und der Gesellschaft voranzubringen. Zudem wollen die Unterzeichner die Weltbischofssynode 2023 "als konkretes Zeichen der kirchlichen Umkehr" zu einer Weltsynode mit paritätischer Stimmberechtigung des Kirchenvolks erweitern. Den "unverzichtbaren Reformforderungen" des Synodalen Wegs schließe man sich an. Ihr "Gemeinsames Wort" wollen die Initiatoren als Selvstverpflichtung verstanden wissen, aber auch als Appell an die Kirchenleitenden und Ermutigung für die Mitwirkenden beim Synodalen Weg.
Initiiert hatte die "Kirchenvolkskonferenz", die unmittelbar vor Beginn der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe stattfand, die Organisation "Wir sind Kirche". An dem Treffen beteiligten sich über 30 Initiativen und katholische Verbände wie der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sowie reformorientierte Gruppen wie "Maria 2.0" und "#OutInChurch". Auch Initiativen von Missbrauchsbetroffenen waren laut Veranstalter vertreten. Die "Kirchenvolkskonferenz" stand unter dem Motto "Wir gehen schon mal voran – für eine synodale Kirche der Zukunft". (cbr/KNA)