Bericht: Bistum Eichstätt prozessiert in Texas um Schadensersatz
Der Skandal um unbesicherte Darlehen aus Eichstätter Bistumsvermögen beschäftigt auch die Justiz in den USA. Laut einem Bericht des "Spiegel" (Samstag) soll am 17. Oktober ein Prozess vor einem Bezirksgericht in Dallas (Texas) beginnen. Das Bistum habe Firmen eines Immobilienentwicklers auf Schadensersatz verklagt. Es gehe um fast 45 Millionen US-Dollar.
Der Rechtsstreit läuft dem Bericht zufolge bereits seit 2019. Mehr als 300 Anträge und Schriftsätze hätten die Streitparteien seitdem vorgebracht. Laut "Spiegel" könnte es noch kurzfristig zu einer außergerichtlichen Einigung kommen. Die Bistumsanwälte hätten das Gericht unlängst über "vielversprechende Vergleichsverhandlungen" informiert.
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hatte den Skandal Anfang 2018 selbst publik gemacht. Nach Einschaltung externer Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte hatte er im Sommer 2017 Anzeige erstattet. Rücklagen aus dem Bistumsvermögen waren von 2014 bis 2016 in hochriskante Immobilienprojekte in den USA angelegt worden, insgesamt knapp 60 Millionen US-Dollar. Anders als üblich verzichtete der Darlehensgeber weitgehend auf Sicherheiten.
Bistum sieht "betrügerisches System" am Werk
Nach Darstellung des "Spiegel" sieht das Bistum bei seinen Gegnern ein umfassendes "betrügerisches System" am Werk. So seien Kredite zwischen den Projekten nach Belieben herumgeschoben worden. An einen leitenden Mitarbeiter des Bistums seien für die Vermittlung der Darlehen hohe Provisionen geflossen. Der Mann wurde inzwischen von der Kirche entlassen. Infolge des Skandals überarbeitete die Diözese ihre Anlagerichtlinien. Inzwischen werden die Investments von externen Dienstleistern verwaltet.
Die Staatsanwaltschaft München II erhob im Sommer Anklage gegen den früheren stellvertretenden Finanzdirektor des Bistums wegen Untreue und Bestechlichkeit. Angeklagt wurden mit ihm zwei weitere Männer. Der Anwalt des ehemaligen stellvertretenden Finanzdirektors hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Aus Sicht seines Mandanten sei Eichstätt ein "sehr risikofreudiges Bistum" gewesen, das "hochspekulative Finanzinstrumente" genutzt habe. Ähnlich argumentieren laut "Spiegel" die Prozessgegner des Bistums in den USA.
Die Eichstätter Bistumssprecherin Pia Dyckmans sagte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Diözese freue sich "über die Fortschritte in der juristischen Aufarbeitung. Wir sind gespannt, zu welchem Ergebnis die laufenden Verfahren sowohl in den USA als auch in Deutschland kommen werden." Die Diözese habe selbst bereits Konsequenzen gezogen und wie empfohlen Kontrollen eingeführt sowie Strukturen verbessert. (KNA)