Kirchen und Landwirte fordern Schutz der biologischen Vielfalt
Volle Brotkörbe, Sonnenblumen, mit Weintrauben gefüllte Butten, Erntekronen und festliche Umzüge: In vielen Städten und Gemeinden Deutschlands ist am Sonntag das Erntedankfest gefeiert worden. In evangelischen und katholischen Gottesdiensten dankten Christen für die landwirtschaftlichen Produkte eines Jahres und mahnten zum sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln. Zugleich erinnerten sie an die katastrophale Ernährungssituation in den ärmsten Ländern der Erde und die Nahrungsmittelkrise durch den Überfall Russlands auf die Ukraine.
Kirchliche Verbände, Landfrauen und der Deutsche Bauernverband riefen am Sonntag in einer gemeinsamen Erklärung zur Bewahrung der biologischen Vielfalt auf. Ein wertschätzendes Konsumverhalten, die Nutzung regionaler und saisonaler Lebensmittel sowie kurze Lieferketten und Direktvermarktung böten die Chance, Artenvielfalt zu fördern und zu schützen.
"Die biologische Vielfalt ist die Grundlage für stabile Ökosysteme, die Landwirtschaft und unseren Lebensraum. Im ökologischen Gleichgewicht sind Pflanzen und Tiere mit dem Erdreich, den Flüssen und Meeren sowie mit dem Klima vernetzt", betonen die Katholische Landvolkbewegung Deutschland (KLB), die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), der Deutsche LandFrauenverband (dlv) und der Deutsche Bauernverband (DBV) in einer gemeinsamen Erklärung. "Jahr für Jahr wird es dringlicher, den Umgang mit der Natur zu beleuchten."
Die Welt befinde sich derzeit im sechsten großen Artensterben: Durch Bebauung, Versiegelung und Homogenisierung natürlicher Lebensräume, durch Abholzung, Intensivierung, Klimawandel, Überfischung und durch Schadstoffeinträge in Boden, Wasser und Luft trügen die Menschen dazu bei, dass immer mehr Arten ausstürben.
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Die Landwirtschaft sei deshalb gefordert, den Natur- und Artenschutz zum Standbein bäuerlichen Handelns auszubauen, heißt es. Sie sei ein Teil der Lösung beim Umwelt-, Klima- und Artenschutz. "Naturschutzmaßnahmen, die sowohl ökologisch wirksam sind als auch in die Bewirtschaftungskonzepte moderner Landwirtschaftsbetriebe passen, können den Erhalt natürlicher Ressourcen und der Artenvielfalt unterstützen." Es gelte, die weltweite Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen zu bedienen und gleichzeitig den Transformationsprozess weiterhin fest im Blick zu behalten.
In mehreren Städten und Gemeinden baten Initiativen, Tafeln und kirchliche Gruppierungen um Lebensmittelspenden für Bedürftige. Sie verwiesen darauf, dass immer mehr Bürger und Flüchtlinge durch hohe Preise Probleme hätten, sich angemessen zu ernähren.
In Preußen wurde seit 1773 ein regelmäßiger Erntedanktag begangen. Bisweilen hatten die Feiertage auch politische Bedeutung: So führten die Nationalsozialisten 1933 das in Deutschland lange vergessene Fest mit großem Propaganda-Aufwand wieder ein, um die Landwirte enger an die "Volksgemeinschaft" zu binden.
In der katholischen Kirche gibt es keinen weltweit einheitlichen Termin für das Fest. Für Deutschland legte die Bischofskonferenz 1972 den ersten Sonntag im Oktober fest, an dem auch die meisten evangelischen Gemeinden hierzulande Erntedank feiern. (KNA)