Mehr Kirchensteuern und kräftiger Überschuss im Erzbistum Köln
Trotz zahlreicher Kirchenaustritte verzeichnet das Erzbistum Köln für das Wirtschaftsjahr 2021 einen kräftigen Jahresüberschuss von 84,7 Millionen Euro. Unter anderem seien die Kirchensteuererträge höher als geplant ausgefallen, hieß es am Donnerstag bei der Vorstellung des Finanzberichts. Zudem habe das Erzbistum aufgrund der Zinsentwicklung weniger als vorgesehen für Pensionsverpflichtungen zurückstellen müssen. Der Wirtschaftsplan, im "vollkommen unsicheren Umfeld" des ersten Corona-Herbstes erstellt, sei noch von einem Defizit von 36,8 Millionen Euro ausgegangen, so Finanzdirektor Gordon Sobbeck. Die pessimistischen Prognosen der Wirtschaftsinstitute hätten sich aber nicht bewahrheitet.
In Nordrhein-Westfalen beläuft sich die Abgabe der Kirchenmitglieder an ihre Religionsgemeinschaft auf 9 Prozent ihrer Lohn- oder Einkommensteuer. Für 2021 verzeichnet die Erzdiözese ein Plus um 24,4 Millionen Euro (3,7 Prozent) auf 678 Millionen Euro. Die finanziellen Folgen durch den Austritt von rund 40.000 Menschen aus der krisengeschüttelten Erzdiözese im Jahr 2021 seien durch den unerwarteten Aufwind der Wirtschaft überlagert worden. Eine ähnliche Entwicklung verzeichnen die NRW-Bistümer Paderborn und Aachen.
Langfristig rechnet Sobbeck mit einem deutlichen Rückgang der Einnahmen besonders aufgrund der Austritte und einer sinkenden Tauf-Quote. Eine allmähliche Absenkung des Haushalts um rund 12,5 Prozent in der laufenden Dekade halte er für sehr real. Konkrete Planungen gebe es aber noch nicht.
Deutliche Gebäudereduzierung
Vor allem ist laut Sobbeck der Bestand von 4.500 Gebäuden im Erzbistum, darunter 2.000 Kirchen und Kapellen, deutlich zu reduzieren. Es müsse noch genau untersucht werden, ob eine in Aussicht genommene Verkleinerung des Gebäudebestandes um 20 Prozent trage. Eine Arbeitsgruppe sei derzeit mit der Frage befasst, welche Bauten pastoral erforderlich und nachhaltig finanzierbar seien – auch unter dem Aspekt des Klimawandels.
Der Finanzchef äußerte sich auch zu dem BB-Fonds, der dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki persönlich zur Verfügung steht und aus dem die Anschubfinanzierung der umstrittenen Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) erfolgt. Der Topf geht zu Neige. Ende 2021 umfasste er 19,6 Millionen Euro. Nach Abzug der noch offenen Rückstellungen für die Anerkennungszahlungen für Missbrauchsopfer (5,2 Millionen Euro) und für Pensionen von KHKT-Mitarbeitenden (7,8 Millionen Euro) belief sich der verfügbare Anteil auf 6,6 Millionen Euro.
Die jährlichen Aufwendungen für die Hochschule gibt Sobbeck mit 3,2 Millionen Euro an, sodass am Ende des laufenden Jahres der Fonds – einschließlich Zinseffekten – nur noch rund 3,5 Millionen Euro umfassen wird. Geplant war eine langfristige Finanzierung der Hochschule durch Sponsoren. Es ist aber nach wie vor offen, ob die Trägerstiftung diese gefunden hat. Eine von Woelki befürwortete Finanzierung der Einrichtung auch aus Kirchensteuermitteln stößt innerkirchlich auf heftigen Widerstand. (KNA)