Die letzten lebenden Konzilsväter – aus Tausenden wurden sechs
Weit mehr als 2.000 Konzilsväter haben beim Zweiten Vatikanischen Konzil über die Erneuerung der Kirche aus der Tradition beraten und die Weichen für die Zukunft gestellt. Am 60. Jahrestag der Eröffnung der Bischofsversammlung ist der Kreis der verbliebenen Väter nur noch klein: Sechs dieser Männer leben noch, nachdem kurz vor dem Jubiläum noch der kanadische Bischof Laurent Noël im Juli und der spanische Erzbischof Gabino Díaz Merchán im Juni gestorben sind. (Das Titelbild zeigt die Konzilsväter von links nach rechts in der Reihenfolge, in der sie unten erwähnt werden.)
Der älteste Bischof überhaupt
Der älteste unter ihnen ist José de Jesús Sahagún de la Parra, emeritierter Bischof von Ciudad Lázaro Cárdenas in Mexiko. Er ist zugleich der einzige, der am Konzil von der ersten Sitzungsperiode an teilgenommen hat: 1961 wurde er im Alter von 39 Jahren von Papst Johannes XXIII. zum Bischof von Tula ernannt. Heute ist der am Neujahrstag 1922 geborene Sahagún de la Parra auch der älteste Bischof überhaupt.
Prominenz aus Nigeria
Der jüngste unter den verbliebenen Konzilsvätern dürfte der bekannteste sein: Der nigerianische Kardinal und ehemalige Präfekt der Gottesdienstkongregation, Francis Arinze, wird erst im November 90. Schon mit 32 Jahren wurde er 1965, im letzten Jahr des Konzils, zum Koadjutorbischof seiner Heimatdiözese Onitsha ernannt und konnte so noch die vierte und letzte Sitzungsperiode als Bischof miterleben. Im Vatikan war er als langjähriger Leiter des Päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog für eine der Errungenschaften des Zweiten Vatikanums verantwortlich.
Vater des Katakombenpakts
Die anderen Konzilsväter sind alle bereits deutlich über 90. Der emeritierte Bischof von Ivrea in Italien, Luigi Bettazzi, wurde 1923 geboren. Er ist der einzige Europäer unter den Überlebenden, und der einzige unter ihnen, der den Katakombenpakt unterzeichnet hat: 1965 verpflichtete sich eine Gruppe von Bischöfen in der Basilika der heiligen Nereus und Achilleus über den Domitilla-Katakomben zu einem einfachen Lebensstil im Dienst der Armen.
Vom Konzilspapst geweiht
Als der spätere Erzbischof von Gwangju, Victorinus Youn Kong-hi, 1924 geboren wurde, war sein heute zu Nordkorea gehörender Geburtsort Chinnampo noch Teil des japanischen Kaiserreichs. 1963 wurde er der erste Bischof von Suwon in Südkorea, Papst Johannes XXIII. weihte ihn persönlich. Beim Konzil nahm er ab der zweiten Sitzungsperiode teil.
Erster Bischof seiner Diözese
Auch Alphonsus Mathias wurde als erster Bischof einer neu errichteten Diözese: 1963 wurde er zum Bischof von Chikmagalur in Indien ernannt und war so ab der dritten Sitzungsperiode Konzilsvater. Später wurde er Erzbischof von Bangalore und stand von 1989 bis 1994 der Indischen Bischofskonferenz vor.
Konzilsvater ohne Bischofsweihe
Wenig bekannt ist, dass nicht alle Konzilsväter auch Bischöfe waren. Einer von diesen Ausnahmen ist Daniel Alphonse Omer Verstraete. Heute ist er zwar auch Bischof – 1978 wurde er zum ersten Bischof von Klerksdorp in Südafrika. Schon vorher stand er aber der Apostolischen Präfektur West-Transvaal vor, aus der das Bistum Klerksdorp hervorging. 1965 wurde Verstraete ihr Präfekt, gerade noch rechtzeitig, um an der vierten und letzten Sitzungsperiode teilzunehmen.