"Religion und Außenpolitik": Außenamt verzichtet auf externe Berater
Das Auswärtige Amt wird künftig voraussichtlich keine Religionsvertreter mehr als externe Berater für das Referat "Religion und Außenpolitik" engagieren. Eine Überprüfung der externen Beratung des Referats sei vergangenes Jahr zu dem Ergebnis gekommen, die Beratung auszusetzen, erklärte das Ministerium am Montag gegenüber dem Deutschlandfunk. Und weiter: "Pläne für eine Wiederaufnahme gibt es nicht." Das Referat 612 werde jedoch auch in Zukunft Kontakte zu religiösen Persönlichkeiten und Organisationen pflegen, um ein möglichst breites Netzwerk zum gegenseitigen Nutzen zu errichten.
Das Referat "Religion und Außenpolitik" war 2016 vom damaligen Außenminister und heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier initiiert und 2018 eingerichtet worden. Ziel war es nach Angaben des Ministeriums unter anderem, das Friedenspotenzial von Religionen für die gesellschaftliche Entwicklung nutzbar zu machen. Neben Mitarbeitern des Ministeriums wurden in dem Referat zu Beginn auch Religionsvertreter als externe Berater auf Vertragsbasis beschäftigt. Nach parteiübergreifender Kritik an der Berufung der damaligen stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Nurhan Soykan, zur externen Beraterin legte das Auswärtige Amt das Projekt im Sommer 2020 auf Eis, um einen Konsultationsprozess über die Zukunft der Abteilung zu starten. Seither war es um das Referat ruhig geworden, auch die seit vergangenem Dezember amtierende rot-grün-gelbe Bundesregierung hatte sich bislang nicht zu dessen Zukunft geäußert.
Der Benediktinermönch Nikodemus Schnabel, der 2018/2019 selbst als Berater für das Auswärtige Amt tätig war, äußerte am Montag im Deutschlandfunk die Sorge, dass das Referat mit anderen Themen zusammengeschmolzen und andere zivilgesellschaftliche Akteure in die Abteilung mit hineingenommen werden könnten. "Und ich befürchte tatsächlich auch, dass der Name verschwindet, dass also Religion nicht mehr im Organigramm des Auswärtigen Amts vorkommt. Und das würde ich für wirklich skandalös halten", so der in der Jerusalemer Dormitio-Abtei lebende Benediktiner. Zur Begründung erläuterte Schnabel, dass Religion "nicht irgendein zivilgesellschaftlicher Faktor, sondern der größte zivilgesellschaftliche Player auf diesem Planeten" sei. Gerade die von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vertretene feministische Außenpolitik könne bei einer Zusammenarbeit mit religiösen Akteuren viel gewinnen. (stz)