2021 kehrten mehr als 34.000 Katholiken der Kirche den Rücken

Rekordzahl bei Kirchenaustritten in der Schweiz

Veröffentlicht am 28.10.2022 um 14:59 Uhr – Lesedauer: 

Sankt Gallen ‐ Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz sind die Kirchenaustrittszahlen auf Rekordhoch. Die Gründe dafür sind in der Eidgenossenschaft vor allem öffentliche Stellungnahmen der Kirche, etwa zu Frauen oder gleichgeschlechtlichen Beziehungen.

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So viele Austritte wie nie: Mehr als 34.000 Katholiken haben in der Schweiz 2021 der Kirche den Rücken gekehrt. Das seien noch einmal 2.500 mehr als 2019, meldet das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) in Sankt Gallen laut dem Portal kath.ch. Ende 2021 gab es demnach noch rund 2,96 Millionen Kirchenmitglieder; die Austrittsquote lag bei 1,5 Prozent.

Die Lage in der Schweiz sei ähnlich wie in den umliegenden Ländern, schreibt das SPI. Auch Deutschland habe eine Austrittsquote von 1,5 Prozent aus der römisch-katholischen Kirche, Österreich eine von 1,6 Prozent. Auch die evangelisch-reformierte Kirche der Schweiz erlebte laut Bericht 2021 einen Austrittsrekord. Rund 28.540 Personen seien 2021 ausgetreten; gegenüber rund 26.000 im Jahr 2019. Ende 2021 gehörten noch 1,96 Prozent der evangelischen Kirche an.

Konfessionell führen das SPI und das Bundesamt für Statistik für 2020 die Römisch-Katholischen mit 33,8 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung an erster Stelle; gefolgt von den Konfessionslosen (30,9 Prozent) und den Evangelisch-Reformierten (21,8 Prozent). 2016 hatten die Konfessionslosen die Evangelisch-Reformierten zahlen- und anteilsmäßig überflügelt.

Gründe für Austritte durch Telefoninterviews ermittelt

Laut dem wissenschaftlichen Projektleiter beim SPI, Urs Winter-Pfändler, spielte die Corona-Pandemie für die Austritte eine eher ungeordnete Rolle: Sie habe sich eher auf andere Faktoren wie Gottesdienstbesuch, Taufen oder Firmungen ausgewirkt. Die Gründe für diese Austritte ermittelte das Institut aus speziellen Datensätzen des Statistikamtes durch Telefoninterviews.

Demnach traten Katholiken primär wegen öffentlicher Stellungnahmen der Kirche aus. Laut SPI dürfte es um die Themen Stellung der Frauen in der Kirche, Umgang mit gleichgeschlechtlich Liebenden oder Wiederverheirateten sowie um Fragen zu Beginn und Ende des Lebens gehen; also etwa um Abtreibung und assistierten Suizid.

Etwas weniger oft wurde der Austritt mit verloren gegangenem oder fehlendem Glauben begründet. Bei den Evangelisch-Reformierten war es umgekehrt. Hier waren Glaubensfragen das Hauptmotiv für einen Austritt, ebenso die damit eingesparten Kirchensteuern. Das SPI konstatiert im Vergleich mit 2014, diese Beweggründe hätten sich über die Jahre nicht verändert. Weder der katholischen noch der reformierten Kirche sei es gelungen, an den Austrittsgründen etwas zu ändern. (KNA)