Befragung: Katholische Paare leben fast alle schon vor Heirat zusammen
Menschen, die heute in Deutschland katholisch heiraten, leben davor in der Regel schon mehrere Jahre zusammen. Das lässt sich aus einer Befragung ableiten, deren Ergebnisse am Wochenende an der Universität Regensburg vorgestellt wurden.
Die drei Bischöfe von Eichstätt, Passau und Regensburg hatten sie beim Lehrstuhl für katholische Moraltheologie in Regensburg in Auftrag gegeben. In Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurden in ihren Bistümern 1.567 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kirchlicher Ehevorbereitungskurse befragt. Demnach waren die Befragten im Schnitt 30 Jahre alt und lebten zum Kurszeitpunkt bereits seit mehr als sechs Jahren mit ihrem Partner, davon gut drei Jahre in einem Haushalt. Knapp ein Viertel hatte schon ein Kind.
Jawort in Kirche größere Bedeutung als Termin im Standesamt
Die Studie unter dem Titel "Zur Ehe berufen" zeige, dass selbst in der katholischen Kernklientel die kirchliche Trauung nicht mehr "den großen Schritt" bedeute, von dem Papst Franziskus spreche, sagte Studienleiter Rupert Scheule der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Im Grunde lebten die Paare nach dem Gang vor den Altar genauso weiter wie vorher.
Dennoch habe für sie das Jawort in der Kirche eine größere Bedeutung als der Termin im Standesamt, so der Professor für Moraltheologie. Ihnen sei bewusst, dass die kirchliche Trauung etwas Einmaliges sei. Dieser sei für sie mit einem stärkeren Bekenntnis zur lebenslangen Treue verbunden.
Die in der Regel eintägigen Ehevorbereitungskurse erhielten von den Teilnehmenden laut Scheule recht gute Noten. Wichtiger als über Natürliche Familienplanung oder Sex in der Ehe zu reden sei ihnen das Thema Kommunikation und Beziehungsqualität. Gott werde von den heiratenden Katholikinnen und Katholiken als "Treuehelfer" in Anspruch genommen. Ein Verständnis dafür, was die Kirche mit der Bezeichnung der Ehe als Sakrament meine, sei den Antworten aber nur undeutlich zu entnehmen gewesen. Hierin liege die größte Baustelle für Theologie und Kirche.
2021 gab es bundesweit laut Statistik der Deutschen Bischofskonferenz 20.140 katholische Trauungen, das waren wieder deutlich mehr als im ersten Corona-Jahr. Das Niveau blieb im Langzeitvergleich jedoch niedrig. 1990 wurden mehr als 116.000 katholische Ehen geschlossen.
Scheule sagte der KNA, er wünsche sich mehr solcher Befragungen. Papst Franziskus habe vor der Familiensynode 2014 einen Paradigmenwechsel herbeigeführt und selbst eine weltweite Umfrage unter den Gläubigen veranlasst. "Das kam von oberster Stelle, ich würde mir mehr davon wünschen." (KNA)