Standpunkt

Passion und Co.: Niederländische Fernsehmacher als Vorbild

Veröffentlicht am 08.11.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Unterhaltsame Fernsehformate wie "Die Passion" verdienen eine stärkere Unterstützung, meint Christof Haverkamp. Christliche TV-Produzenten in den Niederlanden machen es vor: Sie erreichen auch viele Zuschauer, die keine Gottesdienste besuchen.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Wenn der Beitrag unterhaltsam produziert ist, spricht ein TV-Sender mit dem Evangelium auch massenhaft junge Menschen an. So erreichte RTL kurz vor Ostern mit der handwerklich perfekt inszenierten Live-Show "Die Passion" 3,14 Millionen Zuschauer, und das zur besten Sendezeit. Auf diese Weise berührt das Leiden und Sterben Christi selbst Menschen, die mit den Ritualen des Gottesdienstes fremdeln und üblicherweise einen großen Bogen um Kirchen machen.

Fernsehmacher aus dem niederländischen Hilversum wie Jacco Doornbos oder Casper van Dorp verstehen ihr Handwerk. Mit originellen Ideen führen sie vor, wie es gelingt, die frohe Botschaft emotional zu vermitteln. Sie erzielen in ihrem säkularisierten Land mit der guten Nachricht sogar erstaunliche Quoten.

Da fährt schon mal ein Moderator mit Fiat 500 und aufgeschnalltem Holzsarg durchs Land und spricht mit prominenten Niederländern über Leben und Tod. Das Geheimnis von Sankt Martin wird als spannende Familienserie präsentiert, ein Bibelquiz als reichweitenstarkes nationales TV-Ereignis inszeniert – und die Passion ist in den Niederlanden seit Jahren ein Ereignis.

Jammerschade, dass RTL in Deutschland kürzlich die Fortsetzung der "Passion" für 2023 abgesagt hat. Umso mehr kommt es darauf an, das erfolgreiche Format dann 2024 umzusetzen. Es lohnt sich, für solche Formate hierzulande Partner und finanzielle Unterstützer zu suchen. Denn die krisengeschüttelten Kirchen stehen vor gewaltigen Herausforderungen.

Bekanntlich erreichen sie mit ihren traditionellen Angeboten nur noch wenige gesellschaftliche Milieus, wie sozialwissenschaftliche Analysen etwa des Sinus-Instituts belegen. Zweifler, Sinnsucher oder moderne Performer bleiben meistens außen vor, finden keine kirchliche Heimat. Und ohne neue mediale Wege in der Verkündigung bleiben Glaubensinhalte den Jüngeren unbekannt. Kreative, unterhaltsame Formen religiöser Kommunikation verdienen daher stärkere Beachtung, egal ob im Fernsehen oder Radio, auf Youtube, Twitter, Instagram oder Facebook.

Von Christof Haverkamp

Der Autor

Christof Haverkamp ist Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der katholischen Kirche in Bremen und Senderbeauftragter der katholischen Kirche bei Radio Bremen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.