Grütters kritisiert Grüne: "Kreuz zu entfernen, war ein Affront"
Die Deutschen sollten religiöse Symbole "nicht canceln", fordert die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" kritisiert sie insbesondere die Religionspolitik der Grünen. "Ich kann nicht nachvollziehen, welchen Mehrwert die Verleugnung des Christlichen haben soll", so Grütters mit Blick auf ihre Amtsnachfolgerin Claudia Roth. Die Grünen-Politikerin hatte zuletzt eine Überblendung biblischer Inschriften an der Kuppel des Berliner Stadtschlosses verteidigt. Dagegen erklärt die Christdemokratin Grütters: "Durch die Verneinung der Religion werden keine politischen Freiräume gewonnen."
Grütters wehrt sich auch gegen die Behauptung Roths, das Verfremden christlicher Texte am Humboldt Forum wäre bereits in der Amtszeit der CDU-Politikerin beschlossen worden. Grütters ist es nach eigener Darstellung "nie um Überblenden im Sinne von unleserlich machen" gegangen. Auch werde hier kein "Herrschaftsanspruch des Christentums formuliert". Noch härter kritisierte Grütters die grüne Außenministerin Annalena Baerbock. Das Abhängen eines Kreuzes beim G7-Treffen in Münster habe sie "geschockt, weil in dieser beiläufigen Geste so viel Arroganz gegenüber Christen steckt und so viel Geschichtsvergessenheit".
Katholikin Grütters: "Sache mit dem Kreuz persönlich" genommen
Die bekennende Katholikin Grütters stammt selbst aus Münster. Sie habe "die Sache mit dem Kreuz persönlich" genommen. "Als gläubige Christin finde ich das Wegräumen des Kreuzes verletzend, das heißt aber nicht, dass ich es nicht aushalte." Unerträglich sei allerdings "die Ignoranz gegenüber unserer Geschichte". Das Münsteraner Kruzifix aus dem Jahr 1540, das im dortigen Friedenssaal hängt, stehe "für das Elend, das Religionskonflikte auslösen können", sei zugleich aber ein Zeichen der Versöhnung. Wer das nicht verstehe, "hätte auch auf den Saal verzichten und im Hotelzimmer tagen können. Das Kreuz, ein Symbol des Friedensschlusses, zu entfernen, war ein Affront."
Baerbocks Entschuldigung, sie habe von dem Vorfall erst hinterher erfahren, lässt Grütters nicht gelten: "Wenn ihre eigenen Beamten davon ausgehen, dass das Abhängen des Kreuzes der Haltung der Außenministerin entspricht, und wenn sie deshalb nicht einmal Rücksprache mit ihr halten, fällt das auf sie zurück." Weiter kritisiert Grütters, "dass im Auswärtigen Amt offenbar jetzt das Referat für Religion kaputtgeschrumpft wird". Sie beobachte das mit Kopfschütteln. Das Referat "zu schwächen, statt es zu stärken, ist ein Irrweg."
Die Entfernung des Kreuzes im Friedenssaal von Münster für das Treffen der G7-Außenminister war auf Kritik gestoßen, insbesondere aus der katholischen Kirche. Der Leiter des Katholischen Büros NRW, Antonius Hamers, bezeichnete das Vorgehen als geschichts-, kultur- und traditionsvergessen. Kritik übte auch der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding. Durch die Kreuz-Entfernung offenbarten sich Defizite in der religions- und kulturpolitischen Kompetenz des Auswärtigen Amtes, sagte er. Beim anstehenden G7-Innenminister-Treffen im Kloster Eberbach im hessischen Eltville soll es anders als beim Treffen in Münster keine Kreuz-Abnahme geben. (tmg/KNA)