Auszeichnung trägt Namen von ehemaligem Bischof Alois Brems

Nach Vertuschungsvorwürfen: Zukunft von Eichstätter Jugendpreis unklar

Veröffentlicht am 16.11.2022 um 17:08 Uhr – Lesedauer: 

Eichstätt ‐ Schon im Oktober hat sich die Eichstätter Jugendstiftung dafür entschieden, den Bischof-Alois-Brems-Preis für kirchliche Jugendarbeit unter diesem Namen nicht mehr zu vergeben. Wie es mit der Auszeichnung weitergehen soll, ist noch immer ungewiss.

  • Teilen:

Nach den Enthüllungen um den früheren Eichstätter Bischof Alois Brems ist ungewiss, ob das Bistum an einer Auszeichnung für kirchliche Jugendarbeit festhält. Bisher gab es dafür den Bischof-Alois-Brems-Preis der diözesanen Jugendstiftung. Brems soll Missbrauch vertuscht haben, wie im Oktober bekannt geworden war.

Bistumssprecherin Pia Dyckmans sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch: "Die Jugendstiftung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Bischöflichen Jugendamtes und des katholischen Jugendbundes BDKJ, daher wird in beiden Gremien über eine mögliche Auszeichnung für kirchliche Jugendarbeit beraten. Wie diese in Zukunft aussehen wird, entscheidet nach Abschluss der Beratungen das Stiftungskuratorium."

Dyckmans ergänzte, die Jugendstiftung habe bereits am 5. Oktober entschieden, dass der Preis "aufgrund von Verstrickungen von Bischof Brems im Umgang mit sexuellen Missbrauch unter diesem Namen nicht mehr vergeben wird. Im Laufe des Jahres wird über die Modalitäten eines neuen Jugendpreises beraten, um die Arbeit von und für junge Menschen weiter zu unterstützen." Eine erste Richtungsentscheidung zum Preis könnte schon diesen Samstag fallen. Dann steht das Thema auf der Tagesordnung der Eichstätter BDKJ-Herbstversammlung.

Bild: ©Markus Nowak / KNA (Archivbild)

Sein Vorgänger Brems und enge Mitarbeiter hätten dazu beigetragen, dass sich ein mit Missbrauchsvorwürfen belasteter Priester durch Flucht ins Ausland einem Haftbefehl entziehen konnte, beklagt der jetzige Eichstätter Oberhirte Gregor Maria Hanke.

Im Fall Brems geht es nicht nur um Vertuschung von Missbrauch, sondern auch um Strafvereitelung. Ein mit Missbrauchsvorwürfen belasteter Priester soll in den 1960er Jahren in der Oberpfalz, in Schwaben und in Oberbayern Mädchen und junge Frauen missbraucht haben. Laut dem aktuellen Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke haben sein Vorgänger Brems (1906-1987) und enge Mitarbeiter dazu beigetragen, dass sich der Priester durch Flucht ins Ausland einem Haftbefehl entziehen konnte. Dort habe der Priester vom Bistum Eichstätt weiter Unterstützung erhalten. Die Aufarbeitung des Falls laufe.

In einem Schreiben an die pastoralen Mitarbeitenden des Bistums bezeichnete Hanke den Umgang der damaligen Bistumsleitung mit sexuellem Missbrauch als eine "erschütternde Verhaltensweise und Vertuschung". Der Eichstätter Bischof deutete auch eine Neubewertung des Lebenswerks von Brems an. Das schwere Unrecht könne nicht verschwiegen werden, "auch wenn es manchem schwerfallen mag, Bilder von prägenden Personen des diözesanen Lebens der jüngeren Vergangenheit hinterfragen und korrigieren zu müssen." Viele hätten Brems persönlich gekannt, er selbst sei von ihm zum Priester geweiht worden. "Sein Bild wird nun von einem Schatten überlagert", so Hanke.

Der Brems-Preis wurde von 2012 bis 2019 jährlich von der Jugendstiftung der Diözese Eichstätt für "innovative und originelle Projekte der kirchlichen Jugendarbeit" verliehen. Er war zuletzt mit 950 Euro dotiert. Nach Brems war die Ehrung benannt worden, da dieser als engagiert in der kirchlichen Jugendarbeit galt. Dyckmans zufolge war die Preisverleihung bereits seit Beginn der Coronazeit ausgesetzt, um den Vergabemodus grundsätzlich zu überdenken. Hintergrund sei die mangelnde Akzeptanz bei der Zielgruppe. (cbr/KNA)