Papst Franziskus: Jesus hat keine Bischofskonferenzen geschaffen
Papst Franziskus hat die Bedeutung des einzelnen Bischofs gegenüber nationalen Bischofskonferenzen hervorgehoben. "Jesus hat keine Bischofskonferenzen geschaffen. Jesus hat Bischöfe geschaffen, und jeder Bischof ist Seelsorger seines Volkes", erklärte Franziskus im Interview des "America Magazine" der US-Jesuiten (Montag). "Die Bischofskonferenz ist eine Organisation, die helfen und vereinen soll, ein Symbol der Einheit. Aber die Gnade Jesu Christi liegt in der Beziehung zwischen dem Bischof und seinem Volk, seiner Diözese", so der Papst.
Franziskus bekräftigt Nein zum Frauenpriestertum
Weiter sprach sich Franziskus erneut gegen ein Frauenpriestertum in der katholischen Kirche aus. Er erklärte, dass diese Frage ein theologisches Problem sei. "Wir amputieren das Wesen der Kirche, wenn wir nur auf die Weiheämter schauen", so das Kirchenoberhaupt. Das Nein zur Frauenweihe sei keine Benachteiligung. Vielmehr spiegele sich die Würde der Frau direkt in der Kirche wider, die ebenfalls weiblich sei. Leider habe die Kirche bislang "zu oft versagt", dieses Prinzip zu erklären.
Franziskus wies auf die Bedeutung von Frauen etwa in administrativen Positionen hin. "In dieser Hinsicht glaube ich, dass wir den Frauen mehr Raum geben müssen. Hier im Vatikan funktionieren die Stellen, an denen wir Frauen eingesetzt haben, besser", betonte der Papst. So habe er im Wirtschaftsrat fünf der sechs Stellen für Laien mit Frauen besetzt. "Das war eine Revolution", sagte der 85-Jährige. Zudem sei die stellvertretende Gouverneurin des Vatikan weiblich. "Wenn eine Frau in die Politik geht oder etwas leitet, dann macht sie es im Allgemeinen besser. Viele Wirtschaftsexperten sind Frauen, und sie erneuern die Wirtschaft auf konstruktive Weise", lobte Franziskus.
Zudem berichtete der Papst, dass sich Russlands Präsident Wladimir Putin nicht mit ihm in Moskau treffen wollte. Das Kirchenoberhaupt erzählte von seinem Besuch in der russischen Vatikan-Botschaft kurz nach Beginn des Kriegs im Februar. Damals habe er dem Kreml-Chef ausrichten lassen, dass er, Franziskus, zu einer Reise bereit sei. Die Bedingung des Papstes sei "ein winziges Zeitfenster für Verhandlungen" gewesen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow habe ihm dann "in einem sehr netten Brief" geantwortet, "dem ich entnahm, dass dies vorläufig nicht nötig sei", berichtete Franziskus. Er habe sich entschieden: "Wenn ich reise, fahre ich nach Moskau und nach Kiew, an beide Orte, nicht nur an einen."
Franziskus ging auch auf die vielfach geäußerte Kritik ein, er vermeide eine direkte Verurteilung Russlands für den Krieg. "Ich habe nie den Eindruck erweckt, dass ich die Aggression vertuschen wollte", so Franziskus. "Sicher ist der russische Staat derjenige, der einmarschiert; das ist ganz klar." Manchmal versuche er aber, nicht zu spezifisch zu sein, um nicht zu beleidigen. Er verurteile dann eher allgemein, "obwohl klar ist, wen ich verurteile". Es sei nicht nötig, "dass ich einen Namen und Nachnamen nenne", so Franziskus. Wenn er über die Ukraine spreche, dann spreche er auch über Grausamkeit: "Im Allgemeinen sind die Grausamsten vielleicht jene, die zu Russland gehören, aber nicht der russischen Tradition angehören, wie die Tschetschenen, die Burjaten und so weiter", erklärte das Kirchenoberhaupt. Erneut betonte er die Bereitschaft des Vatikan zu vermitteln.
Papst: Immer fröhlich, wenn ich mit Menschen zusammen bin
Weiter sagte der Papst, dass ihn das Zusammensein mit Menschen "fröhlich" mache. Zugleich räumte er dabei aber auch Schwierigkeiten in der Vereinbarkeit mit dem Papstamt ein. "Was ich als Papst mit am schwierigsten finde, ist, dass ich nicht einfach mit Menschen durch die Straße gehen kann", so Franziskus. Es sei für ihn unmöglich, rauszugehen. Glücklich sei er aber trotzdem, "weil Gott mich glücklich macht". Er hätte nichts, was er dem Herrn vorwerfen könnte. "Er ist immer an meiner Seite. Man hat seine Fehler, auch seine Sünden; ich gehe alle 15 Tage zur Beichte – ich weiß es nicht, so bin ich eben", so der 85-Jährige. (tmg/KNA)