Umstrittenes "Reformationsfenster": Termin von Einweihung steht
Die Marktkirche Hannover will das umstrittene, ursprünglich von Altkanzler Gerhard Schröder als Geschenk gedachte "Reformationsfenster" des Künstlers Markus Lüpertz im kommenden Jahr einbauen. "Das Fenster wird am Reformationstag, am 31. Oktober 2023, eingeweiht, die Bauarbeiten beginnen zum Spätsommer", teilten Marktkirchen-Pastor Marc Blessing und der Kirchenvorstandsvorsitzende Martin Gemeroth am Sonntag in Hannover mit. Die von Schröder eingeworbenen Spenden für das Fenster waren zuvor aufgrund dessen Haltung zum Ukraine-Krieg umgewidmet worden. Sie sollen nun Geflüchteten aus der Ukraine zugutekommen.
Insgesamt hatte der Altkanzler für das 13 Meter hohe Fenster, das seit Monaten in einer Glasmanufaktur im hessischen Taunusstein lagert, 135.000 Euro eingeworben. Es zeigt eine große weiße Figur, die Martin Luther (1483-1546) darstellen soll, sowie andere Motive mit Bezug zur Reformation. Die Marktkirche stoppte den Einbau im März mit der Begründung, Schröder habe sich nicht ausreichend vom russischen Angriffskrieg und von Präsident Wladimir Putin distanziert. "Es ist uns wichtig, Fenster und den Namen Schröder voneinander zu trennen", sagte Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes.
120.000 Euro Hilfsgelder für ukrainische Geflüchtete
Lediglich ein Geldgeber habe seine Spende in Höhe von 15.000 Euro zurückverlangt, sagte Gemeroth. Damit stünden den ukrainischen Geflüchteten 120.000 Euro an Hilfsgelder zu. Sie sollen unter anderem für Deutschkurse, Ferienprogramme, Essensausgaben, einen Koordinator der Hilfsangebote sowie ein Gemeindehaus ausgegeben werden, das in Wohnungen für ukrainische Familien umgebaut werden soll. Da das Geld aber bereits für das Fenster ausgegeben wurde, muss es erneut eingeworben werden. "Wir haben dafür bereits einige größere Zusagen", sagte Blessing.
Der in Hannover lebende Schröder war Ehrenbürger seiner Heimatstadt, gab diese Ehrenbürgerschaft aber im März zurück. Er kam damit einer Aberkennung wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Putin zuvor. Um das "Reformationsfenster" hatte es bereits zuvor einen mehrjährigen Rechtsstreit gegeben. Der Erbe des Kirchenarchitekten sah durch das bunte Fenster das Urheberrecht seines Stiefvaters in Gefahr. (tmg/epd)