Vor 1.000 Jahren wurde Godehard Bischof von Hildesheim

Nach diesem Bischof wurde sogar ein Alpenpass benannt

Veröffentlicht am 02.12.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Heiliger Godehard
Bild: © KNA-Bild

Hildesheim ‐ Godehard gehört zu den bedeutendsten Heiligen des Mittelalters. Vor 1.000 Jahren wurde er Bischof von Hildesheim. Das norddeutsche Bistum erinnert mit einem Jubiläumsjahr an den außergewöhnlichen Seelsorger.

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Ein Alpenpass trägt seinen Namen, ebenso wie zahlreiche Kirchen in ganz Europa. In diesem Jahr ist es 1.000 Jahre her, dass der heilige Godehard zum Bischof von Hildesheim geweiht wurde. Bereits im Mai startete das dortige Bistum daher ein Godehardjahr mit zahlreichen Gottesdiensten, Aktionen und Veranstaltungen – und erinnert damit an einen tüchtigen Seelsorger und Reformer.

Godehard, auch Gotthard genannt, wurde der legendenhaften Überlieferung zufolge um das Jahr 960 im niederbayerischen Reichersdorf geboren. Schon in der Kindheit zeigte sich sein Sinn für asketisches Leben: Mit einem Freund war der Internatsschüler tagelang ausgebüxt, um als Einsiedler von Wurzeln und Beeren zu leben. Er trat früh in das Benediktinerkloster Niederaltaich ein, wurde 985 zum Diakon geweiht und 997 zum Abt gewählt – zunächst in Niederaltaich, dann zugleich auch in Tegernsee, Hersfeld und Kremsmünster. Trotz mancher Widerstände setzte er Reformideen in seinen Klöstern um. Ein enger Mitarbeiter bemerkte zu seinem Führungsstil: "Den Sanftmütigen ist er wie ein Vater", die Mitbrüder aber, "die aufbegehren, drückt er hart".

Der Überlieferung nach wäre Godehard lieber in Bayern geblieben

Godehard vertiefte sich nicht nur in Verwaltungsarbeit und Gebet, sondern entspannte sich auch bei Horaz-Gedichten und Cicero-Briefen. Er besaß die seltene Gabe, wissenschaftliche Bildung und politisches Organisationstalent mit innerer Harmonie und Frömmigkeit zu verbinden. Als er 1022 mit Kaiser Heinrich II. unterwegs war, erreichte die beiden die Nachricht vom Tod des Hildesheimer Bischofs Bernward. Der Herrscher wünschte sich daraufhin Godehard auf den Bischofsstuhl im Bistum Hildesheim, das damals eines der politischen und kulturellen Zentren des römisch-deutschen Reiches war. Der bereits über 60-Jährige wäre der Überlieferung nach lieber in Bayern geblieben, beugte sich aber dem Willen des Kaisers. Und so wurde er am 2. Dezember 1022 in Grone bei Göttingen zum Bischof geweiht.

Der Hildesheimer Dom.
Bild: ©Brasto/Fotolia.com

Nach seinem Tod am 5. Mai 1038 wurde Godehard im Hildesheimer Dom beigesetzt. Über seiner Grabstelle in der Krypta steht heute ein goldverzierter Schrein.

Als solcher wirkte er in Hildesheim als Bauherr von Kirchen – über 30 Gotteshäuser soll er errichtet haben – und förderte Bildung und Caritas. Dem Dom fügte er ein Westwerk bei und ließ das Michaelskloster vollenden, dessen romanische Flachdecke mit einzigartiger Malerei noch heute zu bewundern ist und zum Unesco-Welterbe zählt. Durch Reisen und Synoden vertiefte er das geistliche Leben seiner Diözese.

Wilmer: Godehard war ein großartiger Seelsorger und Erneuerer

Der beliebte Bischof starb am 5. Mai 1038 im von ihm gegründeten Mauritiusstift und wurde im Hildesheimer Dom beigesetzt. Über seiner Grabstelle in der Krypta steht heute ein goldverzierter Schrein, der Knochen und Gewandfragmente des Ordensmannes enthalten soll. Wegen seiner Wohltaten wurde er schon 1131 durch Papst Innozenz II. heiliggesprochen. Seine Verehrung breitete sich rasch zunächst bis nach Norditalien und von dort nach ganz Europa aus. Dazu trugen zahlreiche Legenden und seine Schüler bei, die Godehard Zeit seines Lebens um sich geschart hatte. Die Benennung des Schweizer Gotthard-Passes geht wohl auf eine dortige Kapelle zurück, die dem Hildesheimer Bischof 1293 geweiht wurde. Der Heilige ist unter anderem auch Schutzpatron der thüringischen Stadt Gotha und in deren Wappen abgebildet.

"Godehard war ein großartiger Seelsorger und Erneuerer", sagt der heutige Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. "Er hat Menschen zusammengeführt, sich für Bildung eingesetzt, war bei den Armen und hat aus einem tiefen Glauben gelebt. Wir können viel von ihm lernen." Godehards Weihetag am 2. Dezember wird im Bistum Hildesheim mit einem Festgottesdienst in der Göttinger Kirche Sankt Godehard gefeiert. Neben Bischof Wilmer ist auch sein Mainzer Amtskollege Peter Kohlgraf dabei. Darüber hinaus finden im Rahmen des Godehardjahrs noch bis Mai kommenden Jahres zahlreiche Veranstaltungen statt, die der inneren Erneuerung der Diözese dienen sollen. "Godehards Weihejubiläum 2022 nehmen wir zum Anlass, als Kirche von Hildesheim mutig aufzubrechen, ausgetretene Pfade zu verlassen, ganz neue Routen zu wagen", so Wilmer.

Von Michael Althaus (KNA)