Anselm Grün: Kirche für viele nicht mehr Ort der Gotteserfahrung
Der Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün ist überzeugt davon, dass die Menschen sich nach einem Halt im Glauben sehnen. "Aber sie tun sich schwer, sich auf die konkreten Formen eines Gottesdienstes einzulassen", sagte der Ordensmann dem katholischen Magazin für Wirtschaft und Soziales "Neue Mitte" aus Essen. Für viele sei die Kirche zudem nicht mehr der Ort, an dem sie Gott erführen. So suchten sie andere Orte, doch: "Das Bedürfnis, Gott zu erfahren und in Gott den Grund und Halt für das Leben zu finden, ist jedenfalls groß."
Als wichtigste Aufgabe der Kirche sieht es der Benediktiner, "eine Sprache zu finden, die auf die Sehnsucht der Menschen antwortet". Für die Gesellschaft wiederum bestehe die größte Herausforderung darin, Spaltungstendenzen zu überwinden und Versöhnung zu schaffen. Dazu gehöre, gemeinsam die Probleme zu lösen, "die uns die Krisen von Pandemie, Klimawandel und Krieg stellen".
Mit Blick auf die Wirtschaft meinte der langjährige Cellerar seines Klosters, es gelte sich zu verabschieden von der Idee des produktiven Wachstums. Die Ressourcen seien begrenzt und müssten geschützt werden. "Stattdessen sollen wir nach qualitativem Wachstum streben, das die Ressourcen schont und das ein besseres Miteinander und einen guten Umgang mit der Natur ermöglicht", so Grün. – Grün ist Mitglied des Benediktinerordens im fränkischen Münsterschwarzach. Er ist als Autor spiritueller Werke bekannt. Das Verzeichnis lieferbarer Bücher aus seiner Feder verzeichnet an die 400 Einträge. (KNA)