Glaube und Wissenschaft sollten nicht vermischt werden

Physiker: Keine astronomische Erklärung für Stern von Bethlehem

Veröffentlicht am 20.12.2022 um 12:09 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Der Stern von Bethlehem zählt zu den geheimnisvollsten Elementen der Weihnachtsgeschichte. Welches Phänomen dahintersteckt, versuchen Wissenschaftler seit langem zu klären. Doch die Vorschläge überzeugen Astrophysiker Gerhard Börner nicht.

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Gerhard Börner (81), Münchner Astrophysiker, findet astronomische Erklärungen für den Stern von Bethlehem in der biblischen Weihnachtsgeschichte nicht überzeugend. "In den Jahren um Jesu Geburt gab es keinen hellen Kometen, keine Supernova, also einen neu aufleuchtenden Stern", sagte der frühere Professor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität. Die beiden Planeten Saturn und Jupiter seien sich "einige Male am Himmel sehr nahe" gekommen, "man konnte aber immer noch die beiden als zwei Objekte am Himmel erkennen". Wahrscheinlich habe der Evangelist eher symbolisch von einem Stern geschrieben.

Der Naturwissenschaftler ist evangelisch und denkt nach eigenen Worten viel über Glaubensfragen nach. Glaube und Wissenschaft sollten nicht vermischt werden, sagte er. Es gebe aber "kein Problem damit, Wissenschaftler zu sein, und etwas zu glauben". So widerspreche die biblische Schöpfungslehre keinen wissenschaftlichen Erkenntnissen, "solange man sie nicht wörtlich nimmt". Manche neuen Erkenntnisse über den Kosmos ließen sein Staunen über die Welt wachsen und unterstützten damit seinen Glauben.

Seine persönliche Glaubensvorstellung beschreibt Börner so: "Ich glaube, dass das Weltgeschehen nicht sinnlos abläuft, sondern dass ein Plan dahintersteckt, den wir nicht durchschauen. Ich halte es für sehr vernünftig, an ein kosmologisches Prinzip zu glauben, das so in der Welt wirkt, dass immer komplexere Gebilde entstehen. Für mich ist Gott aber nicht von Anfang an allwissend, sondern hat sich mit der Welt entwickelt. Gott erfährt durch uns, wie die Welt ist. Wir sind sozusagen wie seine Sinnesorgane." (KNA)