Es bestehe kein Zusammenhang mit persönlichem Fehlverhalten

Am Rande des Burnouts: Bischof nimmt sechs Monate Auszeit

Veröffentlicht am 29.12.2022 um 11:46 Uhr – Lesedauer: 

Nevers ‐ Die Kirche in Frankreich befindet sich wegen des Missbrauchsskandals in einer tiefen Krise. Dem Bischof von Nevers schlägt diese Situation so sehr aufs Gemüt, dass er sich vom Papst eine sechsmonatige Auszeit erbeten hat.

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Der französische Bischof Thierry Brac de la Perrière nimmt eine sechsmonatige Auszeit von der Leitung seiner Diözese Nevers. Er befinde sich am Rande eines Burnouts, sagte Brac de la Perrière der Zeitung "Le Journal du Centre" am Mittwoch. "Ich brauche eine Zeit der Ruhe, eine geistige Erholung, ein Hinterfragen, um meine Aufgaben besser erfüllen zu können", so der Oberhirte des zentralfranzösischen Bistums. Ab dem 2. Januar wird ein Apostolischer Administrator die Diözese leiten, der vom Papst noch ernannt werden muss. Brac de la Perrière kündigte an, mit dem Administrator in Kontakt zu bleiben, bis dieser eingearbeitet sei. Er selbst werde das Departement, in dem seine Diözese liegt, in der ersten Januarwoche verlassen.

Der Bischof bezeichnete seine Aufgabe in der aktuellen Situation der Kirche in Frankreich als "komplex und exponiert". In der Bischofskonferenz herrsche aufgrund der vielen Fälle von Missbrauch und dessen Vertuschung durch Oberhirten eine schwierige Stimmung, so Brac de la Perrière weiter. Die Bischöfe des Landes würden nun transparenter miteinander kommunizieren. "Nun sprechen wir über die Themen. Vor zwanzig Jahren war das nicht unbedingt so." Brac de la Perrière betonte, dass seine Auszeit nicht mit einem persönlichen Fehlverhalten zusammenhänge. "Dahinter steckt kein Fehler, der von der Kirche oder der Justiz verurteilbar ist."

Brac de la Perrière ist seit 2011 Bischof von Nevers. Zuvor war der 64-Jährige acht Jahre lang Weihbischof von Lyon. 2019 stand er gemeinsam mit Kardinal Philippe Barbarin vor Gericht, weil er als Lyoner Generalvikar von einem Missbrauchsfall erfahren und ihn nicht an die zuständigen Stellen weitergeleitet hatte. Die Kirche in Frankreich befindet sich derzeit in einer Krise, weil im November bekanntgeworden war, dass insgesamt elf amtierende oder emeritierte Bischöfe im Visier behördlicher oder kirchlicher Ermittlungen standen oder stehen. (rom)

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