Er hoffe nicht, dass auch Papst Franziskus einmal zurücktritt

Kardinal Schönborn: Papst-Rücktritt darf keine Tradition werden

Veröffentlicht am 03.01.2023 um 16:09 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, bei der Pressekonferenz zur Familiensynode am 16. Oktober 2014 im Vatikan.
Bild: © KNA

Wien ‐ Die Entscheidung von Benedikt XVI., auf das Papst-Amt zu verzichten, war eine historische. Wenn es nach Kardinal Christoph Schönborn geht, sollte es dabei auch bleiben: "Es ist richtig, dass Päpste möglichst bis zum Lebensende im Amt bleiben."

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Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hofft, dass ein Papst-Rücktritt, wie ihn der verstorbene Benedikt XVI. 2013 vollzog, nicht zum Normalfall wird. "Es darf nicht eine Tradition werden. Ich glaube, es ist richtig, dass Päpste möglichst bis zum Lebensende im Amt bleiben. So war es jahrhundertelang", sagte der österreichische Erzbischof in einer ORF-III-Sondersendung zum Tod des emeritierten Papstes am Montagabend. Auf der anderen Seite sei der Rücktritt ein wichtiges Zeichen gewesen, "dass der Papst auch nur der Papst ist und nicht der liebe Gott". Er hoffe nicht, dass auch Papst Franziskus einmal zurücktritt. 

Der Wiener Theologe Paul Zulehner hielt im Interview der Sendung "Zeit im Bild 2" am Montagabend einen Rücktritt von Franziskus für unwahrscheinlich. Gerüchte, der amtierende Papst könnte sich an Benedikt ein Beispiel nehmen, verwies Zulehner in das Reich der "vatikanischen Kaffeesudleserei". Auch wenn Franziskus einen Rücktritt nie ausgeschlossen habe, werde er das mit Sicherheit nicht vor der Beendigung der Weltsynode tun, "die er ja ausgerufen hat und wo er sich einen sehr starken Reformschwung für die gesamte Kirche erhofft", so der Theologe. 

Franziskus: Habe nicht die Absicht, zurückzutreten

Vatikan-Kenner hatten zuletzt im Sommer über einen möglichen Rücktritt von Franziskus spekuliert. Der Papst selbst dementierte die Gerüchte mehrfach"Ich habe nicht die Absicht zurückzutreten. Im Moment nein", sagte er etwa in einem Interview im Juli. Gleichzeitig betonte er, wenn er eines Tages erkenne, "dass ich nicht mehr kann oder ich zu viele Schmerzen habe oder ein Hindernis bin", dann erhoffe er "Hilfe", um womöglich zu der Entscheidung zu kommen, auf das Amt zu verzichten.

Im Dezember enthüllte Franziskus, dass er eine bedingte Rücktrittserklärung für den Fall seiner Amtsunfähigkeit unterzeichnet und an den damaligen Kardinalstaatssekretär Tacisio Bertone gegeben hat. Konkrete Angaben machte der Papst nicht, er sprach nur davon, dass es "um eine Verhinderung durch medizinische Umstände oder was auch immer" gehe. Mit diesen Worten habe er die Erklärung an Bertone übergeben. Zudem gab der Pontifex an, dass er keine neuen kirchenrechtlichen Normen für zurückgetretene Päpste festgelegt habe. 

Anders Arborelius im Porträt
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"Wir waren seine Bischöfe. Er war eins mit uns", schreibt der schwedische Kardinal Anders Arborelius über Benedikt XVI. "Gleichzeitig war seine Vorrangstellung gerade deshalb so klar und überzeugend."

Auch der schwedische Kardinal Anders Arborelius äußerte sich zum Tod von Benedikt XVI. und erinnerte an dessen "sanfte, bescheidene, ja fast schüchterne Art". Zu Unrecht sei Benedikt als "Rottweiler des Glaubens" bezeichnet worden, schreibt der Bischof von Stockholm in einem am Dienstag veröffentlichten Gastbeitrag auf dem kirchlichen Kölner Internetportal "domradio.de". Der ehemalige Papst habe einen Sinn für Kollegialität gehabt. "Wir waren seine Bischöfe. Er war eins mit uns", so Arborelius. "Gleichzeitig war seine Vorrangstellung gerade deshalb so klar und überzeugend."

"Mit Scharfsinn und Klarheit konnte er den Relativismus analysieren"

Über Benedikts Bedeutung für die Kirche schreibt der Kardinal: "Mit Scharfsinn und Klarheit konnte er den Relativismus analysieren, der sich in das Innere der Gläubigen einzuschleichen drohte und damit ihre Beziehung zu Gott untergrub." Arborelius erklärt weiter: "Mit zärtlicher, väterlicher Hand hat er versucht, uns durch eine Zeit zu führen, in der deutlicher denn je geworden ist, dass die Kirche keine Massenbewegung ist." Katholikinnen und Katholiken bilden in Schweden eine Minderheit.

Benedikt XVI. war am Silvestermorgen im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben. Sein Tod hat auf der ganzen Welt Anteilnahme ausgelöst. Am Donnerstag wird er bestattet. Die Totenmesse auf dem Petersplatz leitet Papst Franziskus. Auch aus Deutschland reisen zahlreiche Bischöfe zur Trauerfeier nach Rom. (cbr/KNA)