Damit alle an Gottesdiensten teilnehmen können

Kyrill fordert Waffenruhe zu orthodoxen Weihnachten – Putin reagiert

Veröffentlicht am 05.01.2023 um 16:59 Uhr – Lesedauer: 

Moskau ‐ Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine rechtfertigt der Moskauer Patriarch Kyrill I. den Überfall theologisch. Zum orthodoxen Weihnachtsfest fordert Kyrill nun eine Feuerpause – damit alle an Gottesdiensten teilnehmen können.

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Angesichts des bevorstehenden orthodoxen Weihnachtsfest hat die russische Regierung eine 36-stündige Feuerpause in der Ukraine angekündigt. Sie solle von Freitagmittag bis Samstag um Mitternach gelten, heißt es in einer Stellungnahme der russischen Regierung. Im Kriegsgebiet lebten viele Menschen orthodoxen Glaubens, zitiert die Mitteilung den russischen Präsident Wladimir Putin. Demnach rief dieser die ukrainische Seite auf, ebenfalls eine Feuerpause über das orthodoxe Weihnachtsfest einzulegen.

Zuvor hatte der russisch-orthodoxe Patriarchen Kyrill I. bereits eine Waffenruhe gefordert. "Ich, Kyrill, Patriarch von Moskau und der ganzen Rus, appelliere an alle Parteien, die in den brudermörderischen Konflikt verwickelt sind, das Feuer einzustellen und vom 6. Januar 12.00 Uhr bis 7. Januar 24.00 Uhr einen Waffenstillstand zu Weihnachten zu schließen, damit die orthodoxen Menschen an Heiligabend und am Tag der Geburt Christi an Gottesdiensten teilnehmen können", hieß es am Donnerstag auf der Internetseite des Moskauer Patriarchats. Es machte keine Angaben dazu, an wen Kyrill I. seinen Aufruf konkret richtete. Es ist das erste orthodoxe Weihnachtsfest seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar 2022. Die russisch-orthodoxe Kirche begeht den Heiligen Abend und das Weihnachtsfest anders als katholische und protestantische Christen am 6. und 7. Januar, da sie am Julianischen Kalender festhält.

Verwunderung in Kiew

Kiew reagierte verwundert über die Ankündigung aus dem Kreml. Der Sekretär des nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Olexij Danilow, sagte in einem TV-Interview laut der Agentur Interfax Ukraine, der Feind verstecke sind hinter christlichen Feiertagen. "Wo ist die Religion und wo sind die Priester?", so Danilow. Es gebe eine einfache Lösung. Russland müsse seine Truppen aus der Ukraine zurückziehen.

Das Moskauer Kirchenoberhaupt ist ein wichtiger Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin. Kyrills Predigten für den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine sorgen seit Monaten international für Empörung. Darin rechtfertigte er den Angriff theologisch immer wieder als metaphysischen Kampf. Großbritannien, Litauen und Kanada haben ihn wegen seiner Unterstützung des russischen Angriffs mit Sanktionen belegt. Sowohl Russland als auch die Ukraine betrachten das mittelalterliche Großreich Rus als ihren Vorläuferstaat. (mal/cbr/KNA/epd)

5.1., 19:30 Uhr: ergänzt um Reaktion aus Ukraine.