Von der Säule bis zur Büste: Denkmäler für Benedikt XVI. in Bayern
Vier Meter hoch und fast eine Tonne schwer: Als ein Kran die gewaltige Bronzeplastik vorsichtig vom Anhänger hob, damit sie in einen Granitboden eingelassen werden konnte, war das ein feierlicher Moment. Marktl am Inn bekam im September 2006 ein neues Wahrzeichen.
Mitten am Marktplatz – zwischen Rathaus und Geburtshaus von Joseph Ratzinger – stand sie nun: die Benediktsäule zu Ehren von Papst Benedikt XVI. Ein gutes Dutzend Denkmäler für das Oberhaupt der katholischen Kirche sollte folgen, nicht nur in Bayern.
Die Idee für die Säule, die die Form einer leicht geöffneten Schriftrolle hat, geht auf den Eggenfeldener Künstler Joseph Michael Neustifter zurück. Er widmete die Stele dem Papst und dem heiligen Benedikt von Nursia. Darauf zu lesen sind Auszüge aus dessen Ordensregel und aus Predigten von Benedikt XVI. Als Berater hatte der Regensburger Philosoph Ulrich Hommes mitgewirkt, ein Freund des Papstes. Er und Neustifter stellten ihm das Konzept für das Kunstwerk vorab im Vatikan vor. Seine Reaktion: "Da darf sich Marktl auf etwas Schönes freuen. Und ich mich auch."
Höchstpersönlich überzeugte sich Benedikt XVI. am Abend des 11. September 2006, ob das Werk gelungen war. Als er bei seiner Bayernreise in seinen Geburtsort kam, ließ er das Papamobil vor der Säule halten, stieg aus und umrundete das Denkmal. Neustifter blieb dem Prinzip der Benediktsäule über die Jahre treu und fertigte davon einige Variationen. In Bayern ist eine weitere im Barockgarten von Kloster Metten zu finden, auch im französischen Wallfahrtsort Lourdes und im italienischen Velletri.
Bereits im Februar 2006 war im Münchner Liebfrauendom ein Bronzerelief des Papstes an seiner alten Wirkungsstätte als Erzbischof enthüllt worden. Bildhauer Josef Alexander Henselmannn hatte ein Brustbild von Benedikt XVI. geschaffen, der die Kirchenbesucher mit segnender Gebärde grüßt. Eine Inschrift erinnert an die Bischofsweihe Ratzingers am 28. Mai 1977. Auf dem Freisinger Domberg, wo die beiden Ratzinger-Brüder Joseph und Georg 1951 ihre Priesterweihe empfingen, gibt es im Torbogen des Mariendoms seit 2010 gleichfalls ein Relief des Kirchenmannes – vom Windacher Bildhauer Franz Hämmerle.
Büste auch in der "Heimatstadt"
Auch in Traunstein wollte man auf eine Büste des einstigen Mitbürgers nicht verzichten. In seiner – wie er gern sagte – "Heimatstadt", wo er lange mit der Familie lebte, wurde diese 2007 auf dem Platz vor der Stadtpfarrkirche Sankt Oswald aufgestellt. Sie stammt von Johann Brunner aus Oed bei Lauter und zeigt das Kirchenoberhaupt mit Mitra und liturgischem Gewand. Zu dem Gotteshaus hatte der Papst immer eine besondere Beziehung. So wurde er dort gefirmt und feierte seine Primiz darin.
Ein "spiritueller Lieblingsort" war für Benedikt stets Altötting. Dorthin pilgerte seine Familie zur Schwarzen Madonna. Als kleiner Bub war er bei der Heiligsprechung des Kapuzinerbruders Konrad 1934 dabei gewesen. 2016 fand dann eine wiederum von Neustifter gefertigte 2,30 Meter hohe Statue Benedikts, die ihn mit Bischofsstab und Mitra zeigt, ihren Platz an der Fassade des Kongregationssaals am Kapellplatz. Mit seinem Vorgänger im Amt des Papstes, Johannes Paul II., schaut die Figur zur Gnadenkapelle.
In Regensburg, wo Ratzinger als Theologieprofessor an der Uni lehrte, finden sich Büsten und ein von Michael Triegel gemaltes Porträt im nach ihm benannten Institut. Auch im Privathaus in Pentling steht eine Büste genauso wie im Münchner Erzbischöflichen Palais. Das bisher letzte Denkmal im öffentlichen Raum, das an den Besuch des Papstes 2006 in Regensburg erinnert, erhielt 2017 den Segen von Bischof Rudolf Voderholzer. Es befindet sich vor dem Portal der Schottenkirche Sankt Jakob und stammt von – Neustifter. Keine Säule, sondern ein stilisiertes Haus aus Bronze.
Darauf zu entdecken ist eine Darstellung der Patrona Bavariae, der Schutzfrau Bayerns, sowie Sätze aus Predigten und Ansprachen des Papstes. Zunächst sei er ein wenig überrascht gewesen, dass man ein Haus als Einladung zum Erinnern gewählt habe, ließ Benedikt in einer Grußbotschaft wissen. "Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto angemessener empfinde ich diese Lösung." Denn ein Haus sei Heimat und schenke Gemeinschaft und Geborgenheit.
Auch Plätze wurden nach Benedikt XVI. benannt, unter anderem in Traunstein und Altötting. Wenige Meter hinter seinem Pentlinger Haus verläuft die B16 – die Bundesstraße hieß allerdings schon immer so, genauso wie die mit einem Aussichtsturm geschmückte Ratzinger Höhe im Chiemgau.