Zeitung: Protestanten zahlen bei Missbrauch weniger als Katholiken
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zahlt laut einem Zeitungsbericht im Durchschnitt geringere Anerkennungsleistungen an Betroffene von sexuellem Missbrauch als die katholische. Wie die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag) unter Berufung auf offizielle Angaben berichtet, erhielten Betroffene von den evangelischen Landeskirchen pro Fall durchschnittlich 13.370 Euro. Dagegen hätten die katholischen Bistümer im Schnitt 21.287 Euro gezahlt. Die Zahlen beziehen sich jeweils auf den Stand Ende 2021.
Die evangelischen Landeskirchen hätten bis dahin insgesamt 9,6 Millionen Euro bewilligt, teilte die EKD laut "Christ & Welt" mit. 718 von 757 Anträgen seien positiv beschieden worden. Die katholischen Bistümer hatten bis zu diesem Zeitpunkt 1.565 Anträge erhalten und über 616 davon entschieden. Davon wurden nach Angaben der zuständigen Kommission UKA (Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen) 606 Anträge positiv beschieden. Dabei habe man Betroffenen von sexualisierter Gewalt eine Gesamtsumme von 12,89 Millionen Euro zugesprochen. Neueste Zahlen der UKA sprechen von insgesamt 2.112 Anträgen bis Ende 2022 auf katholischer Seite, von denen bisher über 1.839 entschieden worden sei. Wie viele davon positiv beschieden wurden, soll bei einer Pressekonferenz Anfang Februar mitgeteilt werden.
Im Auftrag der katholischen Bischöfe wurde bereits 2018 eine bundesweite Studie zum Missbrauch durch Geistliche vorgelegt. Die evangelische Kirche hat inzwischen auch ein Forscherteam von mehreren Universitäten mit einer Untersuchung unter dem Titel "ForuM" beauftragt. Martin Wazlawik, ForuM-Sprecher und Professor für Soziale Arbeit an der Hochschule Hannover, sagte, für die Studie seien umfangreiche Fragebögen an die Landeskirchen und die Diakonie geschickt worden. Bis Ostern läuft die Frist, die das Forscherteam den kirchlichen Stellen für ihre Antwort gesetzt hat. Die Ergebnisse sollen im Herbst 2023 veröffentlicht werden. (KNA)