Bischöfe verurteilen Angriff auf christliches Viertel in Jerusalem
Die katholischen Bischöfe im Heiligen Land haben sich besorgt über zunehmende Gewalt in Jerusalem und wiederholte Angriffe auf Christen geäußert. Jerusalem "darf nicht zur Geisel radikaler Gruppen werden", forderten sie am Freitag in einer Erklärung. Darin verurteilten sie den jüngsten Zwischenfall, bei dem eine Gruppe jüdischer Extremisten am Neuen Tor zum christlichen Altstadtviertel Christen, christliche Restaurants und ihre Besucher angegriffen hatte.
Die Gruppe sei mit Fahnen und Sprechchören durch das Neue Tor gezogen und habe unvermittelt begonnen, Restaurantbesucher zu belästigen und Stühle und Tische zu zerstören. "Die Gewalt endete erst, als die Polizei eine Stunde später eintraf", so die Bischöfe. Mehrere im Internet verbreitete Videos bestätigen die Schilderung.
Bei dem Angriff handele es sich um den jüngsten in "einer Reihe von Episoden religiöser Gewalt, die sich auf die Symbole der christlichen Gemeinschaft und darüber hinaus auswirken". Die Bischöfe riefen die politischen und religiösen Autoritäten dazu auf, entsprechend ihrer Verantwortung das zivile und religiöse Leben der Stadt zur Ruhe zu bringen. Die Polizei müsse die Täter zur Verantwortung ziehen, "um eine Wiederholung solcher sinnlosen Taten zu verhindern".
"Man muss ernsthaft fragen, ob es nicht einen Zusammenhang gibt zwischen der spürbaren Zunahme antichristlicher Hassgewalt und einer gewissen Rhetorik, wie sie von bestimmten Regierungsmitgliedern zu hören ist", sagte der deutsche Benediktinerpater Nikodemus Schnabel, Vikar des Lateinischen Patriarchats für die Migrantenseelsorge der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Benediktiner Schnabel: Schweigen der israelischen Regierung ist "dröhnend"
Noch vor Ende Januar stünden für 2023 "die Schändung des protestantischen Friedhofs auf dem Zionsberg, Hass-Graffiti an den Mauern des armenischen Viertels, die Verwüstung einer maronitischen Kirche im Norden des Landes und jetzt diese Attacke am Neuen Tor" zu Buche, so der deutsche Benediktiner. Die christliche Minderheit werde zunehmend zu einer "ökumenischen Leidensgemeinschaft".
Bei der Gewalt handele es sich nicht um Zwischenfälle, sondern um gezielte Attacken, wie etwa die Videos der Vorgänge von Donnerstagabend belegten. Das Schweigen der israelischen Regierung dazu bezeichnete Schnabel im KNA-Gespräch als "dröhnend". (ben/KNA)