Gemeinde seit Jahren polarisiert

Pfarrer tritt zurück – Zelebrationsrichtung sorgte für Eklat

Veröffentlicht am 01.02.2023 um 12:44 Uhr – Lesedauer: 

Fieberbrunn ‐ Ein Streit um Gottesdienste polarisiert eine Tiroler Pfarrei nicht erst seit gestern. Dass der Pfarrer zuletzt nur noch mit dem Rücken zur Gemeinde Messe feiern wollte, besiegelte das Zerwürfnis. Jetzt kündigte der Priester seinen Abgang an.

  • Teilen:

Die Änderung der Zelebrationsrichtung brachte in einer Tiroler Gemeinde das Fass zum Überlaufen: Nun ist der Pfarrer von Fieberbrunn und Hochfilzen (Erzdiözese Salzburg) nach jahrelangen Konflikten zurückgetreten. Am Mittwoch berichteten die "Salzburger Nachrichten", dass der 52-jährige gebürtige Deutsche Ralf Peter seiner Gemeinde den Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen in einem Aushang mitgeteilt hat. Peter habe im Herbst des vergangenen Jahres angefangen, die Messe nicht mehr vom Volksaltar aus zu zelebrieren. "Das hat viele irritiert. Die Messe zum Volk gehört zu unserer Arbeit, den Volksaltar abzubauen ist ein absolutes No-Go", zitieren die "Salzburger Nachrichten" den Generalvikar der Erzdiözese, Roland Rasser. Gegenüber katholisch.de erläuterte ein Sprecher der Erzdiözese, dass der Pfarrer den Volksaltar nicht abgebaut hatte, sondern in Richtung Hochaltar verschoben hatte. Der Pfarrer habe den Volksaltar nur deshalb verschoben, weil er mehr Platz für die Kniebeuge haben wollte.

Laut dem "Kitzbüheler Anzeiger" habe der Pfarrer die Zelebration mit dem Rücken zum Volk damit begründet, dass er bei der Wandlung von den anwesenden Gläubigen irritiert werde, wenn er in ihre Gesichter schauen müsse. Auf Anfrage bestätigte die Erzdiözese, dass der Pfarrer eine vorübergehende Erlaubnis für die Zelebrationsrichtung erhalten habe. Er habe sich auf sein Gewissen berufen und wolle sich ganz auf das eucharistische Geschehen konzentrieren können. Der Fieberbrunner Pfarrgemeinderatsvorsitzende Maximilian Eder verteidigte den Pfarrer: "Es ist ein Feiern in dieselbe Richtung."

Der Konflikt um den Pfarrer polarisiert die Gemeinde schon seit mindestens 2019. Damals traten zehn von zwölf Mitgliedern des Pfarrgemeinderats zurück. Für Kontroversen sorgten laut der Lokalpresse vor allem die Änderungen im Bereich der Gottesdienste, die Peter vorgenommen hatte. So sei das Liedgut in den Messen deutlich eingeschränkt worden, bei der traditionellen Cäcilienmesse habe die Musikkapelle nicht im Altarraum spielen dürfen, Schülergottesdienste seien einfacher gestaltet, Familiengottesdienste und Messen im Altersheim gestrichen worden. Auch die Beteiligung von Laien sei eingeschränkt und Wortgottesdienstleiter und Kommunionhelfer abgeschafft worden. 2019 wies der 2012 als Spätberufener zum Priester geweihte Peter die Vorwürfe aus der Gemeinde gegenüber den "Salzburger Nachrichten" noch zurück: "Ich zelebriere die Messe ausschließlich so, wie es im römisch-katholischen Ritus vorgesehen ist."

Im vergangenen Advent hatten sich Gemeindemitglieder in einem gemeinsamen Brief bei der Erzdiözese beschwert. Die Entscheidung zum Rücktritt ist laut den "Salzburger Nachrichten" Anfang Januar nach einem gemeinsamen Treffen Peters mit Erzbischof Franz Lackner und Weihbischof Hansjörg Hofer gefallen. Im Gespräch habe sich gezeigt, dass es "andere Lösungen" für den Priester geben müsse. Peter wird Ende August die Pfarrei verlassen. Sein neuer Einsatzort steht noch nicht fest, man suche nach einem geeigneten Platz, so der Generalvikar: "Das muss jedoch keine eigene Pfarre sein. Es gibt auch andere Aufgaben, etwa in der Seelsorge." (fxn)

1. Februar 2023, 13.40 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme des Erzbistums.