Er will "einfach einschlafen und die Realität nicht spüren"

Polnischer Bischof begründet Rücktritt mit Depressionen

Veröffentlicht am 04.02.2023 um 09:28 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ 16 Jahre leitete Bischof Edward Dajczak das polnische Bistum Koszalin-Kolobrzeg. Kürzlich nahm Papst Franziskus seinen Rücktritt an. Für den Grund erntet der Bischof nun Respekt – und er hat eine Botschaft an Menschen, denen es so geht wie ihm.

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Ein Bischof in Polen hat seinen Rücktritt mit Depressionen und Angstzuständen begründet – und erhält dafür Respekt. Edward Dajczak (73) sagte in einem Video-Interview, manchmal seien seine depressiven Episoden "so stark, dass ich mich zurückziehen und verstecken möchte". Er wolle "einfach einschlafen und die Realität nicht spüren", fügte er hinzu.

Die Vatikanbotschaft in Polen hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass Papst Franziskus Dajczaks Rücktritt als Bischof von Koszalin-Kolobrzeg (Köslin-Kolberg) angenommen habe. 16 Jahre lang leitete er das Bistum im Nordwesten des Landes. Gemäß dem Kirchenrecht sind Bischöfe gehalten, dem Papst ihren Rücktritt erst zur Vollendung des 75. Lebensjahres anzubieten.

Aufruf zur Hilfe

Der Geistliche rief Menschen mit ähnlichen Problemen auf, sich Hilfe zu suchen. Eine Therapie mit geeigneten Medikamenten hätten seine eigenen Beschwerden gelindert. "Um meinen Körper nicht herauszufordern und um keine schwierige Situation heraufzubeschwören, habe ich entschieden zurückzutreten", so Dajczak. Manchmal müsse man so handeln, um sich vom Druck auf die eigene Psyche zu befreien. Ihm zufolge ist seine psychische Erkrankung eine Folge von drei Corona-Infektionen.

Der Publizist Tomasz Terlikowski zollte dem Bischof "großen Respekt", dass er offen über seine Depressionen als Rücktrittsgrund spreche. "Der Mut des Bischofs ist wichtig für viele Katholiken, die auch mit Depressionen zu kämpfen haben", schrieb er auf Twitter.

Zum Nachfolger des Bischofs ernannte der Papst Zbigniew Zielinski (58). Er stand Dajczak bereits seit März 2022 zur Seite. Franziskus machte ihn damals zum Koadjutor (Helfer). Er stand für den Fall bereit, falls Dajczak aus gesundheitlichen oder anderen Gründen an der Bistumsleitung gehindert ist. Üblicherweise wird ein Koadjutor neuer Diözesanbischof, wenn der Amtsinhaber zurücktritt oder stirbt. (KNA)