Neben klassischer Ehe: Ipolt würdigt andere Formen des Zusammenlebens
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat die Ehe von Mann und Frau und die traditionelle Familie mit Kindern verteidigt, sich zugleich aber auch wohlwollend gegenüber anderen Formen des Zusammenlebens geäußert. Die Ehe von Mann und Frau und Familien mit Kindern erhielten von der katholischen Kirche "die höchste Wertschätzung – und dies nicht nur aus christlicher Sicht, sondern weil wir glauben, dass dies ein Beitrag auch für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist", sagte Ipolt am Dienstag der "Sächsischen Zeitung". Zugleich sei ihm aber wohl bewusst, "dass es inzwischen in unserer Gesellschaft auch andere Formen des (verbindlichen) Zusammenlebens von Menschen gibt, die zum Teil auch staatlich anerkannt sind. Die Verantwortung, die dort füreinander gelebt wird, ist durchaus anerkennenswert".
Erneute Reaktion auf umstrittene Weihnachtspredigt in Wittichenau
Laut der Zeitung reagierte Ipolt mit seiner Aussage erneut auch auf die umstrittene Weihnachtspredigt eines Benediktinerpaters im sächsischen Wittichenau. Der Pater, der zur Benediktinerabtei Tholey im Saarland gehört und seit Juli 2021 als Aushilfsseelsorger in Wittichenau tätig ist, hatte sich in der Christnacht unter Verweis auf die göttliche Ordnung gegen Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit positioniert. Wörtlich sagte er: "Es gibt so viele seltsame moderne Strömungen. Man hört von Gender und Transgender, von Transhumanismus und reproduktiver Gesundheit, von Wokeness und LGBTIQ, von Diversität und Identität, von multiplen Geschlechtern und Geschlechtsumwandlungen, dazu noch von diesem verheerenden neuen Offenbarungsverständnis des Synodalen Weges." Schon die Begriffe seien absolut befremdlich und hätten alle eines gemeinsam, denn es fehle ihnen an Schönheit, an Stimmigkeit und an Natürlichkeit. Und weiter: "Sie sind nicht im Einklang, nicht in Harmonie mit der unvorstellbar schönen göttlichen Ordnung. Eine große Dissonanz ist über unser Land hereingebrochen."
Zuvor hatte der Geistliche zudem erklärt, dass sich aus der biblischen Weihnachtsgeschichte die "Heiligkeit der Familie" ableiten lasse. Diese bestehe aus Mann, Frau und Kind. Wörtlich erklärte er an die versammelte Gemeinde gerichtet: "Ich wünsche besonders denen, die an die traditionelle Familie glauben, extra-große Freude, weil sie sich nicht beirren lassen und den schädlichen modernen Strömungen folgen oder gar huldigen." Der Weihnachtsgottesdienst mit der Predigt war zunächst bei YouTube abrufbar, Anfang Januar wurde das Video von der Kirchengemeinde in Wittichenau dann aber gelöscht.
Auch neuer Görlitzer Seeslorgeamtsleiter äußert sich zu Lebensmodellen
Die Predigt hatte mit einigen Tagen Verzögerung besonders in den sozialen Netzwerken für Empörung gesorgt. Aufmerksamkeit erregte vor allem eine Petition von zwei Frauen aus Wittichenau, die damit ihren Unmut über die Aussagen des Geistlichen zum Ausdruck bringen wollten. Auf Anfrage von katholisch.de hatte sich Ipolt bereits Anfang Januar von den Aussagen des Geistlichen distanziert. Der Pater habe "sich ohne Zweifel unüberlegt und unverantwortlich geäußert. Das hat Gläubige vor den Kopf gestoßen und zu einer Petition an den Pfarreirat der Pfarrei bewogen". Es gebe in einem Weihnachtsgottesdienst keinen Grund, sich zu Fragen der Sexualmoral der Kirche oder zur Lebensweise einzelner Menschen kritisch zu äußern. Und weiter: "Die Menschen erwarten gerade am Weihnachtsfest Stärkung ihres Glaubens und eine Deutung der Weihnachtsbotschaft", so Ipolt, zu dessen Bistum Wittichenau gehört, weiter.
Ähnlich wie am Dienstag Ipolt hatte sich bereits in der vergangenen Woche auch der neue Leiter des Seelsorgeamtes im Bistum Görlitz, Ansgar Hoffmann, in einem Interview mit der ostdeutschen Kirchenzeitung "Tag des Herrn" zur traditionellen Familie und anderen Lebensmodellen geäußert. Er sei überzeugt, dass Familie für die Zukunftsform der Kirche sehr wichtig sei. "Dabei geht es mir nicht in erster Linie und ausschließlich um das klassische Familienmodell aus Vater, Mutter und Kind, sondern um verlässliche Alltags-Lebensgemeinschaften als wesentliche Orte, an denen der Glaube gelebt wird. Sie sind 'Hauskirche'", so Hoffmann, der das Seelsorgeamt seit Jahresanfang leitet und der erste verheiratete Mann auf dieser Position in der ostdeutschen Diözese ist. (stz)