Zwei Kommissionen sollen sprachliche Vorschläge diskutieren

Kirche von England debattiert geschlechtsneutrale Ansprache Gottes

Veröffentlicht am 09.02.2023 um 11:36 Uhr – Lesedauer: 

London ‐ Von Gott wird seit Jahrhunderten in erster Linie als Mann gesprochen, obwohl er kein Geschlecht hat. Wie kann sich das in Gebeten widerspiegeln? Darüber sollen in der Kirche von England nun zwei Kommissionen beraten. Das Thema ist umstritten.

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Die Kirche von England will über Alternativen zur männlichen Lesart Gottes debattieren. Dazu wird im Frühjahr ein Projekt gestartet, bei dem sich die Glaubenskommission gemeinsam mit der liturgischen Kommission der Frage der geschlechtlichen Anrede Gottes widmen wolle, sagte ein Sprecher der "Church of England" am Mittwoch. Dabei solle entschieden werden, ob Vorschläge etwa zur Änderung von Gebeten gemacht werden sollen. 

Der stellvertretende Vorsitzende der Liturgiekommission, der Lichtfielder Bischof Michael Ipgrave, sagte der britischen Tageszeitung "Independent", die Kirche "untersucht seit mehreren Jahren den Gebrauch von geschlechtsspezifischer Sprache in Bezug auf Gott". Nach einigem Dialog der beiden Kommissionen werde nun das gemeinsame Projekt begonnen. Allerdings würde die Änderung liturgischer Texte "einen vollständigen synodalen Prozess" erfordern, um implementiert zu werden.  

Die Kirche reagiert damit auf eine Anfrage an die liturgische Kommission. Die Pfarrerin Joana Stobart hatte gefragt, wie weit die Entwicklung einer "inklusiveren Sprache" in Gottesdiensten fortgeschritten sei. Momentan ist noch völlig unklar, welche Formulierung etwa den Beginn des Vaterunsers ersetzen könnte.  

Konservative gegen Änderungen 

Konservative in der Kirche wenden sich gegen Änderungen der liturgischen Texte. Hauptargument ist, dass sich die bestehende Anrede Gottes nicht ohne Bedeutungsverlust ersetzen lasse. Zudem besteht die Befürchtung, man entferne sich damit von der Grundlage der Bibel.  

Ein Sprecher betonte, Debatten wie diese seien nichts Neues. Seit der Antike hätten Christen festgehalten, dass Gott weder männlich noch weiblich sei. Die Vielfalt der Ansprache Gottes in der Heiligen Schrift finde sich jedoch nicht immer in den Gottesdiensten wieder. Deshalb sollten die beiden Kommissionen in den nächsten fünf Jahren über das Thema beratschlagen.  

Auch in der katholischen Kirche in Deutschland hatte es in der jüngeren Vergangenheit Debatten um die Sprache über Gott gegeben. So hatte sich die Katholische junge Gemeinde (KjG) vergangenes Jahr entschieden, von "Gott+" zu sprechen, die Katholische Studierende Jugend (KSJ) verwendet bereits seit 2020 die Bezeichnung "Gott*". (cph)