Entwurf lade ein, eingeschlagenen Weg weiterzugehen

Deutsche Delegation: Abschlusstext ohne Lösung für Fragen der Kirche

Veröffentlicht am 09.02.2023 um 16:44 Uhr – Lesedauer: 

Prag ‐ Der erste Teil der Kontinentalversammlung ist abgeschlossen – und die deutsche Delegation zieht ihr Fazit. Man habe zwar viele Erkenntnisse sammeln können über die Lage in anderen Ortskirchen, die Methodik stoße aber an Grenzen. Und auch das vorläufige Abschlussdokument bewertet man verhalten.

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Die deutsche Delegation hat zum Abschluss des ersten Teils der europäischen Etappe des weltweiten synodalen Prozesses ein verhaltenes Fazit gezogen. Einerseits habe man in Prag erfahren können, wie sich die Kirche in den Ländern Europas auf den Weg macht, um mehr und mehr zu einer synodalen Kirche zu finden. Andererseits stoße die Methodik des bloßen Zuhörens bei Redebeiträgen an Grenzen, wenn es keine Möglichkeiten zu Resonanzen und zum Diskurs gebe, heißt es in einer am Donnerstag von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) veröffentlichten Stellungnahme der Delegation. Sie bestand aus dem DBK-Vorsitzenden, Bischof Georg Bätzing, der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, ZdK-Vize Thomas Söding und der DBK-Generalsekretärin Beate Gilles. Dazu kamen zehn weitere Delegierte, die online an den Beratungen teilnahmen.

Der am Ende der Versammlung verlesene und diskutierte Entwurf des Abschlussdokuments wiederhole zwar in großen Teilen das Vorbereitungsdokument des synodalen Prozesses und biete eine Protokollierung der Versammlung in Prag, heißt es in der Stellungnahme. "Wie allerdings konkrete Fragen für die Kirche gelöst werden können, sagt das Dokument nicht." Man sehe es als Aufgabe an, genau diese Fragen weiterhin zu stellen und im Dialog zu klären. "Das Dokument lädt ein, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen."

Den deutschen Teilnehmern sei es wichtig gewesen, "an die notwendigen Veränderungen zu erinnern, die die Kirche braucht, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden", so die Delegation weiter. In den Diskussionen habe man oft große Unterstützung aus anderen Ländern gespürt. Bei der Versammlung sei allerdings auch deutlich geworden, dass es "erhebliche Unterschiede zwischen Grundhaltungen bei uns und in Ländern mit anderen Kulturen" gebe. "Offenkundig erleben und gestalten wir in Europa in den jeweiligen kulturell geprägten Kontexten die Wirklichkeit unterschiedlich, das heißt in Ungleichzeitigkeit und Dezentralität." Auf weltkirchlicher Ebene bedürfe es der Klarheit und Transparenz, Vielfalt und Einheit neu zu vermitteln.

Teilnehmer der Europa-Etappe der Weltsynode in Prag
Bild: ©KNA/Björn Steinz

Teilnehmer während einer "Working Session" der Europa-Etappe der Weltsynode im Februar 2023 in Prag.

Die kommenden Monate müssten dafür genutzt werden, um weiter im Gespräch zu bleiben. Grundsätzlich gelte dabei, dass alle materialen und inhaltlichen Themen des synodalen Prozesses ohne Bezüge zur wissenschaftlichen Theologie nicht angemessen zu besprechen seien. Die "Kirchengeschichte belegt: Eine kirchliche Lehre ohne angemessene theologische Begründung findet auf Dauer keine Rezeption."

Zudem spricht sich die deutsche Delegation für dauerhafte internationale synodale Strukturen aus. "Wir brauchen mehr gemeinsame Zeit und wir brauchen wachsendes Vertrauen zueinander. Wir brauchen auf Dauer gestellte synodale Strukturen und internationale – auch europäische – Netzwerke."

Abschlussdokument nur vorläufig

Seit Sonntag haben in Prag Delegationen aus rund 40 europäischen Ländern bei der europäischen Kontinentalphase des weltweiten synodalen Prozesses getagt. Das vorläufige Abschlussdokument hat die unterschiedlichen Beiträge zusammengetragen. Spannungen zwischen "konservativen" und "progressiven" Strömungen werden als solche offen benannt, ebenso die Verletzungen als Folge des Missbrauchsskandals. Enthalten sind auch divergierende Standpunkte zu Themen wie der Weihe von Frauen oder zur Inklusion von Varianten von Liebe und Sexualität, die der kirchlichen Morallehre nicht entsprechen.

Konkrete Vorschläge zur Überwindung dieser Gegensätze werden in dem Text nicht gemacht. Das Papier stellt jedoch weitgehenden Konsens darüber fest, dass die synodale Form des Beratens und Entscheidens in der Kirche weiterentwickelt werden sollte. Der 20 Seiten lange Text, der nicht in schriftlicher Form verbreitet wurde, soll in den kommenden Wochen von einem Redaktionsteam in eine endgültige Form gebracht werden. Bis dahin haben die teilnehmenden Delegationen aus allen Teilen Europas Gelegenheit, Ergänzungs- und Formulierungsvorschläge zu machen. Dieses Papier wird in die Bischofssynode eingebracht, die im Herbst dieses Jahres und ein Jahr später ein weiteres Mal stattfindet, um über die Erkenntnisse aus dem weltweiten synodalen Prozess zu beraten. Ab diesem Freitag werden zudem im zweiten Teil der kontinentalen Etappe die Vorsitzenden der europäischen Bischofskonferenzen seperat über das Papier beraten. (mal)