Caritas moniert Nicht-Einladung zum Flüchtlingsgipfel
Der Deutsche Caritasverband kritisiert, dass kirchliche Wohlfahrtsverbände bei Beratungen über die Flüchtlingsunterbringung nicht berücksichtigt seien. Hilfswerke wie Caritas und die evangelische Diakonie hätten Erfahrung in der Unterbringung und Beratung von Geflüchteten und seien mit haupt- und ehrenamtlichen Helfern ein wichtiger gesellschaftlicher Ansprechpartner für das Thema, erklärte der Verband am Dienstag auf Twitter. Die Caritas sei deswegen verwundert, warum sie nicht zum Flüchtlingsgipfel der Bundesregierung eingeladen sei. Am Donnerstag kommen Bund, Länder und Kommunen beim Flüchtlingsgipfel in Berlin zusammen, um über die wachsenden Herausforderungen durch die Versorgung von Geflüchteten beraten.
Bei der Versorgung von Flüchtlingen dürfe im Krisenmodus gearbeitet werden, betonte der Verband. Aktuell gelte es vor allem, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, Erdbebenopfer aus Syrien und der Türkei sowie Geflüchtete aus Afghanistan unterzubringen. "Aber Flucht und Migration werden uns dauerhaft begleiten." Für die ankommenden Menschen, darunter auch viele Kinder mit traumatischen Erfahrungen, müssten Anlaufstellen und Beratungsangebote geschaffen werden. Dafür stehe die Caritas bereit.
"Erfolgsrezept von Angela Merkel" offenbar vergessen
Ähnlich hatte sich vergangene Woche auch die Diakonie geäußert. Der Verband wolle seine "Erfahrung für eine nachhaltige Lösung einbringen", sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. Im Jahr 2015 sei es "das Erfolgsrezept von Angela Merkel" gewesen, Herausforderungen gemeinsam mit Hilfswerken anzugehen. "Offensichtlich wurde das schnell vergessen", so Lilie.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte unter anderen die kommunalen Spitzenverbände und Vertreter der Bundesländer zum Flüchtlingsgipfel eingeladen. Anlass sind die Klagen vieler Kommunen, die sich an ihren Kapazitätsgrenzen sehen. Im vergangenen Jahr haben rund 218.000 Menschen in Deutschland Asyl beantragt. Die meisten dieser Asylbewerber stammten aus Syrien, Afghanistan, der Türkei, aus dem Irak und aus Georgien. Dazu kommen mehr als eine Million Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.
Mehr Wohnungen für Geflüchtete
Zudem forderte die Caritas mehr Wohnraum für Geflüchtete. Auf angespannten Wohnungsmärkten zögen sie wie auch Menschen mit Behinderungen oder mit niedrigem Einkommen den Kürzeren, sagte Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa am Dienstag auf Anfrage in Berlin. Sie seien Vorurteilen ausgesetzt und erlebten Diskriminierung. Ein besonderes Augenmerk müsse auf den sozialen Wohnungsbau gerichtet werden. Sie könne auch keine Spielräume erkennen, Standards etwa in Flüchtlingsunterkünften weiter herunterzuschrauben, erklärte Welskop-Deffaa weiter. Die zentrale Frage sei weniger, ob es sich um einen Container oder um eine feste Immobilie handele. Vielmehr sei entscheidend, dass die Bewohner geschützt seien und zumindest ein Mindestmaß an Privatsphäre hätten. Daher sei sie sehr skeptisch, was die Belegung von Turnhallen angehe, so die Caritas-Präsidentin.
Mit Blick auf private Unterbringungen von geflüchteten Menschen drängte sie auf mehr Unterstützung für die Gastgeber. Viele fühlten sich alleingelassen. Sie seien Gastgeber und Beratungsstelle für ausländerrechtliche Fragen in einer Person. Es gebe punktuell Angebote etwa von Seiten der Caritas – bundesweit fehlten aber entsprechende Strukturen. Unterstützende Angebote könnten aber etwa durch Konfliktbegleitung helfen, die Bereitschaft von Privatleuten zur Untervermietung zu erhalten. (mpl/KNA)