Bonnemain: Churer Verhaltenskodex im Einklang mit katholischem Glauben
Der Churer Bischof Joseph Bonnemain hält trotz Kritik uneingeschränkt an seinem "Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht" fest, den alle Mitarbeitende des Bistums unterschreiben müssen. Am Mittwoch veröffentlichte das Schweizer Bistum eine entsprechende Erklärung des Bischofs. Er selbst habe als erster den Kodex unterschrieben und sei überzeugt von der Qualität dieses Instruments zur Prävention. "Ebenso bin ich überzeugt, dass unser Verhaltenskodex im Einklang mit unserem katholischen Glauben steht", betonte Bonnemain.
Im vergangenen April hatte das Bistum den Verhaltenskodex veröffentlicht. Rund 40 Priester des Bistums erklärten daraufhin, die geforderte Unterschrift zu verweigern, da sie es als Zumutung empfänden, die sexuelle Selbstbestimmung von Menschen positiv zu würdigen und etwa einem Coming-out "unterstützend zur Seite zu stehen", wie es im Kodex gefordert wird. Auch folgender Satz des Papiers missfällt den Priestern: "Ich verzichte auf pauschal negative Bewertungen von angeblich unbiblischem Verhalten aufgrund der sexuellen Orientierung." Wer diesen Satz unterschreibe, könne nicht mehr die kirchliche Lehre zur Homosexualität verkünden, wie sie im Katechismus festgehalten sei, heißt es in der Stellungnahme.
Keine Verwässerung durch Zusätze zulässig
In seiner jüngsten Erklärung ging Bonnemain nicht auf diese Kritikpunkte ein, nachdem er im vergangenen Jahr erklärt hatte, dass er dafür kämpfe, "dass jede und jeder zu seinen Gefühlen stehen kann, auch wenn diese homosexuell sind". Bei der Implementierung gehe es nicht um die reine Unterschrift, betonte Bonnemain nun, sondern um eine Auseinandersetzung mit dem Inhalt: "Es geht um die Verinnerlichung seiner Botschaft und um die Bereitschaft, sich im kirchlichen Umfeld professionell zu verhalten: frei von jeglichem Machtmissbrauch, wie auch von sexuellem und spirituellem Missbrauch." Alle im Verhaltenskodex formulierten Handlungsanweisungen verfolgten das Ziel eines Kulturwandels im kirchlichen Miteinander. Daher erwarte der Bischof auch, dass alle kirchlichen Beschäftigten den Verhaltenskodex annähmen und sich entsprechend verhielten. "Sollte jemand beim Unterschreiben des Verhaltenskodex eine Präzisierung anbringen wollen, darf diese nicht dessen Verbindlichkeit relativieren oder seine Kriterien beliebig abändern", so Bonnemain weiter. Damit bezog sich der Bischof auf die Möglichkeit im Kanton Schwyz, Kritik am Kodex bei der Unterschrift mit der Formulierung von Sondervoten und Zweifeln äußern zu können, die das Portal "kath.ch" aufgedeckt hatte.
Für Bonnemain bleibt der Kodex ein zentrales Instrument zur Missbrauchsprävention. Der Kodex geht auf die Richtlinien der Schweizer Bischofskonferenz und der Vereinigung der Höhern Ordensobern der Schweiz zum Umgang mit sexuellen Übergriffen im kirchlichen Umfeld zurück, in dem ein Präventionskonzept gefordert wird, auf dessen Grundlage praktische Verhaltenskodizes und Standards erarbeitet werden sollen. Eine Unterstützung der Präventionsbemühungen trage dazu bei, "dass die Frohbotschaft glaubwürdig verkündet wird und unser katholischer Glaube die Herzen der Menschen erreicht", hielt der Bischof nun fest.
Die Debatte um den Verhaltenskodex flammte Anfang Februar wieder auf, als der innerschwyzer Dekan Rudolf Nussbaumer in einem Leserbrief seine Position bekräftigte, den Kodex zu unterschreiben, "aber vorbehältlich heiliger Schrift und kirchlicher Lehre". Die Verpflichtung zur Unterschrift sei Machtmissbrauch, kritisierte der Pfarrer: "Ich meine, die Kirche hat nicht die Kompetenz, die Gebote Gottes abzuändern, aber die Pflicht, zu helfen und zu lieben und so lebendige Kirche aufzubauen, in der jede/r wenigstens ein Stück Geborgenheit erfahren darf." (fxn)
Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht
Der 30-seitige Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht dient der Prävention von spirituellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung im Bistum Chur. Auf den Kodex müssen sich Beschäftigte des Bistums Chur verbindlich verpflichten.