Standpunkt

Nicht-geweihte Menschen in der Kirche brauchen mehr als warme Worte

Veröffentlicht am 21.02.2023 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Papst wünscht sich, dass die Diskussion um Laien in der Kirche nicht nur um Macht kreist. Pia Dyckmans findet das angesichts der aktuellen Machtverhältnisse problematisch. Ein Blick in die Kirchengeschichte könne in der Debatte aber helfen.

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Papst Franziskus wünscht sich, beim Thema Laien nicht nur an Machtverhältnisse zu denken. Gleichzeitig spricht er von Wertschätzung der Laien und von Mitverantwortung. Scheinbar tröstende Worte für viele engagierte und vor allem kompetente nicht-geweihte Menschen innerhalb der katholischen Kirche, nur ohne Konsequenz für deren Alltag. Solange die volle Entscheidungsgewalt und somit freie Gestaltungsmöglichkeiten an die Weihe gebunden sind, ist die sogenannte Laienfrage nicht nur – aber vor allem – eine Machtfrage.

Es ist notwendig, nicht-geweihte Menschen mit mehr als Worten für ihre Arbeit wertzuschätzen. Verantwortung und Wertschätzung hat auch etwas damit zu tun, ihnen Macht und damit Gestaltungsfreiheit zuzutrauen. In diversen Gremien gibt es für nicht-geweihte Menschen schon viele Möglichkeiten der Beteiligung, doch auf den verschiedensten Hierarchieebenen treffen die finalen Entscheidungen Priester. Zurecht kritisiert der Papst hier die Trennungen der unterschiedlichen Gruppen innerhalb des Systems Kirche. Doch diese Trennung ist vom System selbst so angelegt – durch die Unterscheidung zwischen geweiht und nicht-geweiht.

Schauen wir in die Kirchengeschichte. Dort gibt es durchaus Beispiele, wie die Jurisdiktionsgewalt nicht an die Priesterweihe gebunden war. Im alten Mönchstum – beispielsweise bei den Benediktinern – gab es Äbte mit Jurisdiktionsgewalt, ohne selbst Priester zu sein. Auch Frauen konnten diese Gewalt als Äbtissin innehaben. Sie hatten zum Teil bischöfliche Vollmachten, hatten Pfarreien inklusive Klerus unter sich. Ja, in diesen Fällen sind die Personen Ordensmitglieder, aber das entscheidende Kriterium, weswegen nicht-geweihte Menschen heutzutage nicht die volle Entscheidungsgewalt haben könnten, fehlt auch vielen Äbten und Äbtissinnen aus der Vergangenheit: die Priesterweihe. Man trennte damals eben zwischen Leitungsvollmacht und Weihevollmacht.

Wie oft argumentiert die Kirche mit der Tradition? Zeigt uns diese nicht, wie reformfähig die katholische Kirche sein kann? Alles hat eben seine Zeit. Vielleicht ist nun die Zeit der wertschätzenden Taten – und nicht Worte – für die nicht-geweihten Menschen in der Kirche, sodass sie wirklich Verantwortung mittragen können. Dann ist die Laienfrage auch keine Machtfrage mehr, sondern vor allem eine pastorale.

Von Pia Dyckmans

Die Autorin

Pia Dyckmans ist Pressesprecherin und Stabstellenleiterin Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Eichstätt.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.