Kloster-Oberin vom Vatikan abgesetzt – Nonnen widersetzen sich
In der Toskana widersetzen sich Klausurbenediktinerinnen der vom Vatikan verfügten Absetzung ihrer Oberin. Wie italienische Medien in den vergangenen Tagen berichteten, haben sich die Nonnen nach Ansicht politischer und kirchlicher Autoritäten zu umtriebig in den sozialen Medien gezeigt. Der Gemeinde und der Diözese sei es besonders ein Dorn im Auge gewesen, dass das Kloster auf Facebook Werbeanzeigen für "günstige Hotelzimmer" geschaltet hat, um junge Frauen zwischen 18 und 35 Jahren zum Mitleben einzuladen. Beworben wurden diese Anzeige etwa mit den Worten: "Willst du ein neues Abenteuer erleben? Komm fünf Tage in Abgeschiedenheit".
Die Schwestern, die seit 2018 das Kloster "Maria, Tempel des Heiligen Geistes" in Pienza bewohnen, hätten zudem klostereigene Produkte wie selbstgehäkelte Altarwäsche oder Babymützchen zum Verkauf angeboten. Dem stellvertretenden Bürgermeister von Pienza, Gianpietro Colombini, seien die wirtschaftlichen Aktivitäten zu bunt geworden. Weil sie ihr Gewerbe noch dazu nicht offiziell angemeldet hatten, habe er sich bei der zuständigen Diözese Montepulciano-Chiusi-Pienza beschwert. Die Nonnen hätten ihn mit ihrem "etwas anderem Kloster überrascht", so Colombini. Die kontemplative Ordensgemeinschaft führt nach eigenen Angaben ein Leben nach der Regel des heiligen Benedikt in Zurückgezogenheit, Gebet und Stille.
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Die Diözese Montepulciano-Chiusi-Pienza meldete den Fall nach Rom. In einer öffentlichen Mitteilung des Bistums ist nachzulesen, dass das vatikanische Dikasterium für die Institute geweihten Leben Mitte Februar ein Dekret erlassen habe, wonach die Oberin entlassen sei und eine neue Leiterin der Gemeinschaft ernannt werden solle. Zuvor habe es eine Apostolische Visitation in dem Kloster gegeben. Obwohl das Dikasterium einen Leitungswechsel im Kloster angeordnet hatte, seien die Bestimmungen des Heiligen Stuhls bislang nicht umgesetzt worden, heißt es in der Mitteilung weiter. Zudem wird ausdrücklich davor gewarnt, weiterhin Geld an das Kloster zu überweisen. In den Medien wird sogar angedeutet, dass die Diözese überlegt haben soll, die Klostergemeinschaft aufzulösen.
In einer Stellungnahme auf ihrer Internetseite weisen die Schwestern die Forderungen zurück. Die offiziell abgesetzte Oberin Diletta Forti schreibt, dass sie betrübt sei über diesen "öffentlichen Skandal" und den damit verbundenen "Verletzungen an den Rechten ihres Klosters". Die Anschuldigungen gegen ihre Gemeinschaft seien "haltlos und falsch". Zudem beklagt sie sich über die Indiskretion des Vorgehens durch die Diözese, die "schwere Schäden am Image des Klosters" auslösen werde, wenn "die Gläubigen daran gehindert werden, das Kloster mit Spenden zu unterstützen". Sie hoffe aber, so Forti, dass sich die Situation im Gehorsam zum Heiligen Vater bald "gerecht" aufklären ließe. Für Besucher blieben die Klostertüren vorerst geschlossen, so Forti. (msp/mal)