Oberhirten schreiben an Gläubige ihrer Bistümer

Fastenbriefe: Bischöfe zu Synodalem Weg, Missbrauch und Messbesuch

Veröffentlicht am 25.02.2023 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Traditionell wenden sich die deutschen Bischöfe zu Beginn der Fastenzeit an die Gläubigen. Dabei gehen sie auf aktuelle Themen ein – und es werden unterschiedliche Schwerpunktsetzungen deutlich.

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Die deutschen Bischöfe haben sich in Fastenhirtenbriefen an die Gläubigen gewandt und dabei ganz unterschiedliche Themen angeschnitten.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Georg Bätzing mahnt mehr Aufmerksamkeit für armutsbedrohte Menschen in Deutschland an. Durch Inflation und Preissteigerungen seien Lebensmittel so teuer geworden, "dass sich arme und armutsgefährdete Menschen derzeit wortwörtlich nicht mehr ihr tägliches Brot leisten können." Mit Blick auf die globalen Krisen komme es ihm manchmal so vor, "als ob wir in der ersten Reihe unseres eigenen Weltuntergangsfilms sitzen", so Bätzing. Nicht nur in der Ukraine, sondern weltweit führten die Menschen zerstörerische Kriege. "Auch in der Kirche wurde jahrzehntelang solchen, die am meisten Schutz bedurft hätten, Kindern und Jugendlichen, Gewalt angetan. Und nicht nur das: Missbrauchstaten wurden vertuscht, Täter gedeckt, Betroffene nicht gehört", betonte der Bischof.

Bereitschaft zur Veränderung fordert der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Auch wenn der Synodale Weg bald einen vorläufigen Abschluss haben werde, sei das Projekt einer synodalen Kirche noch nicht zu Ende. "Trotz aller Unterschiedlichkeiten müssen wir uns bemühen, in den wesentlichen Punkten Gemeinsamkeit zu finden", so Marx. Das könne aber nicht gelingen, wenn nur wiederholt würde, was war: "Sondern wir müssen einen Schritt nach vorne gehen. Synode heißt eben miteinander gehen, und nicht miteinander stehenbleiben." Die Einheit der Kirche sei ein "hohes Gut", so Marx weiter. "Aber sie bedeutet nicht Einheitlichkeit oder Uniformität und auch nicht, bestimmte Sätze und Bekenntnisse einfach nur zu proklamieren, ohne sich mit der Welt von heute und den Fragen der Menschen auseinanderzusetzen."

Woelki sieht "belastende Gesamtsituation" in seinem Erzbistum

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht eine "belastende Gesamtsituation" in seinem Erzbistum. Die anstehende pastorale Umstrukturierung führe zu Ängsten und Sorgen, schreibt Woelki in seinem Fastenhirtenbrief. Er wolle die Fragen der Gemeinden in den Prozess einspielen, so der Erzbischof - und bat um Nachsicht, wenn es in den vergangenen Monaten an ausreichender Unterstützung aus dem Erzbistum gefehlt habe. "Ich denke, ich teile viele Ihrer Sorgen und großen Fragen an die Zukunft, auf die es keine leichten Antworten gibt", schreibt Woelki. Die bislang 177 Seelsorgebereiche der Erzdiözese sollen künftig in 65 geografische Räume aufgeteilt werden.

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber wirbt dafür, in der Fastenzeit auf den eigenen Umgang mit Spannungen und Konflikten zu achten. Polarisierungen in der Gesellschaft und der Kirche nähmen zu. Er zeigte sich überzeugt, dass Verkündigung des Evangeliums "wesentlich durch die Art und Weise geschieht, wie wir miteinander leben." Gelinge es der Kirche, einen schöpferischen Umgang mit Spannungen zu finden, könne das auch wegweisend sein für den Umgang mit Konflikten in der Gesellschaft.

Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier ruft die Gläubigen zu einem Dialog auf: "Kommunizieren wir weniger in geschlossenen Kreisen mit unseren 'Lieblingsmenschen'; weiten wir unseren Horizont, indem wir Impulse aus anderen Ländern und Kulturen an uns heranlassen und aufgreifen!" Priester und Ordensleute aus anderen Ländern könnten dabei helfen, "wirklich katholisch zu leben", so Meier.

Auf die Folgen von Personalmangel und knappen Finanzen stimmt Bischof Heinrich Timmerevers die Menschen im Bistum Dresden-Meißen ein. "Es wird nicht mehr gehen, dasselbe pastorale Programm mit weniger Ressourcen einfach überall weiterzufahren", schreibt Timmerevers zur Bußzeit. Nun sei Kreativität gefragt, wie mit wesentlich weniger Mitteln Schwerpunkte zu setzen seien. "Das wird nur gelingen, wenn wir mit einigem aufhören."

Timmerevers räumt ein, dass er bei seinen Gemeindebesuchen außer großem Engagement auch Resignation wahrnehme. Er merke, dass bei der Zusammenlegung von Kirchengemeinden "die vertretbare Größe der Fläche an vielen Stellen mindestens erreicht ist". Im Fall eines kürzlich bekannt gewordenen Verdachtsfalls sexuellen Missbrauchs durch einen Priester habe das Bistum den Verdacht der Staatsanwaltschaft angezeigt und auch kirchenrechtlich alle Maßnahmen ergriffen, um Klarheit zu schaffen. Er selbst sei tief erschüttert über den Fall und stehe mit dem mutmaßlich betroffenen Jugendlichen persönlich in Kontakt.

Neymeyr: Erzählen Sie anderen, warum Sie zum Gottesdienst gehen

Der Erfurter Bischof Neymeyr ruft die Gläubigen zur Teilnahme an Gottesdiensten auf. "Nur wenn wir zusammenkommen, können wir uns auch gegenseitig im Glauben bestärken", schreibt er sin einem Hirtenbrief. "Wenn der Glaube an Jesus Christus nicht wenigstens einmal in der Woche auch konkret im Leben vorkommt durch den Gang zur Kirche, rutscht er an den Rand des Lebens, weil es genügend andere Dinge gibt, die uns beschäftigen oder ablenken.".

Wer weiterhin den Gottesdienst besuche, könne mithelfen, diesen Trend umzukehren, betont Neymeyr: "Erzählen Sie anderen, warum Sie zum Gottesdienst gehen, was Ihnen das bedeutet. Laden Sie diejenigen ein, die vor der Pandemie gekommen sind." (gho/KNA)

26.02., 09:15 Uhr: Ergänzt um Bätzing.