Standpunkt

Beim Synodalen Weg wird es Enttäuschungen geben

Veröffentlicht am 08.03.2023 um 00:01 Uhr – Von Thomas Seiterich – Lesedauer: 

Bonn ‐ Kurz vor der letzten Vollversammlung des Synodalen Wegs rechnet Thomas Seiterich mit Enttäuschungen bei dem Reformprozess – und fragt sich, wie damit umgegangen werden soll. Er findet die Antwort bei starken Frauen.

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Am 8. März, dem Internationalen Frauentag und Vorabend der finalen Session des Synodalen Weges stellt sich die Frage: Wie umgehen mit erwartbaren Enttäuschungen? Anstelle der von der großen Reform-Mehrheit der Synodenmitglieder erarbeiteten und gewünschten Reformen im deutschen Kirchenleben wird es, so ist zu vermuten, auf unterschiedlichen Feldern Enttäuschungen geben – angefangen bei der ausbleibenden Gleichberechtigung der Katholikinnen aus Gründen ihrer Geschlechtszugehörigkeit.

Fragt man erfahrene Psychotherapeutinnen, wie man umgehen sollte mit erwartbaren Enttäuschungen, so erhält man kühle Antworten. Sie haben mit den einzelnen Personen zu tun. Auf den ersten Blick lesen sie sich weit entfernt. Scheinbar haben sie nichts mit der kirchlichen Wirklichkeit und ihren aktuellen Auseinandersetzungen zu tun.

Häufig stellt sich das Problem: Wie umgehen mit den erwartbaren Enttäuschungen?, wenn ein Mensch schwere Suchtprobleme hat, wodurch seine Familie und Umgebung massiv in Mitleidenschaft gezogen ist. Die Person kommt nach Entzug, Therapie und Reha wieder zurück in ihre Familie, beziehungsweise in ihr Arbeits- und Lebensumfeld. Doch so optimistisch und positiv stimuliert der oder die Zurückkehrende ist – die Chancen, von der zerstörerischen Sucht ein für allemal loszukommen, stehen nach Erfahrung der therapeutischen Fachleute allenfalls fifty-fifty.

Da sind dann mitbetroffene Menschen in allen ihren Fähigkeiten gefordert – zum Beispiel als Eltern oder Geschwister die Bindung und Treue zu der betroffenen Person nicht aufzugeben, trotz allen Enttäuschungen und trotz aller nötigen Distanznahme.

Kann man die Perspektiven aus der Psychotherapie auf die Kirche übertragen? Nicht direkt. Insgesamt wohl kaum. Doch es stellt sich auch hier die Frage: Die Bindung und die Treue zum spirituellen Kern des Christentums aufrecht erhalten? Oder austreten? Oder Extra Muros freie Basisgemeinden gründen?

Achtzehn nicht konservative Katholikinnen unterschiedlicher Generation geben in einem aktuellen Buch des Hirzel-Verlages ihre Antwort. Titel: "Wir bleiben".

Von Thomas Seiterich

Der Autor

Thomas Seiterich ist Ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift "Publik-Forum".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.