Bistum Eichstätt streckt für Schulen Fühler nach Augsburg aus
Das Bistum Eichstätt sondiert eine Fortführung seiner allgemeinbildenden Schulen in der Nachbarschaft. Am Freitag bestätigte der Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg, Peter Kosak, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) eine entsprechende Voranfrage. Diese sei kurzfristig eingegangen. Deshalb hätten sich Gremien des Schulwerks noch nicht damit befasst. Zu einer Übernahme der fünf Schulen in Ingolstadt und Eichstätt gebe es in Augsburg "bislang keinerlei konkrete Überlegungen", fügte er hinzu.
Die Augsburger Stiftung ist mit inzwischen 42 Schulen größter katholischer Träger von Bildungseinrichtungen in Bayern. Das Bistum Augsburg misst dieser Arbeit laut Kosak eine große Bedeutung bei. Das zeige sich nicht zuletzt darin, dass das Schulwerk in den vergangenen Jahren fünf Schulen neu gegründet habe. Zugleich verwies der Schulwerksdirektor auf "die nicht mehr auskömmliche Refinanzierung der kirchlichen Schulen durch den Freistaat Bayern". Diese könne nur durch eine noch größere finanzielle Unterstützung einer Diözese wie in Augsburg kompensiert werden.
Betrieb wäre Novum
Auch der Sprecher des bayerischen Kultusministeriums, Günther Schuster, bestätigte, dass das Bistum Eichstätt "bereits in Gesprächen mit Übernahmeinteressenten" sei. Man sei "zuversichtlich, dass die betroffenen Schulen auch in Zukunft in kirchlicher Trägerschaft bleiben werden". Allerdings wäre ein über die Bistumsgrenzen hinausreichender Betrieb katholischer Schulen für ein diözesanes Schulwerk ein Novum im Freistaat.
Am Donnerstag hatte das Bistum Eichstätt einen Zukunftsplan vorgestellt. Er sieht vor, alle fünf Schulen des Bistums, darunter vier Realschulen und ein Gymnasium, aus Kostengründen aufzugeben. Allein das betriebliche Defizit an den beiden Standorten Ingolstadt-Gnadenthal und Eichstätt-Rebdorf wurde mit jeweils 1,5 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Einen Zeitpunkt für die Betriebsaufgabe durch das Bistum enthält der Plan nicht.
Lehrergewerkschaften besorgt
Mehrere Lehrergewerkschaften äußerten sich daraufhin besorgt über den Fortbestand dieser und weiterer katholischer Schulen in Bayern. "Wir fragen uns, ob auch andere Bistümer diesen Weg beschreiten und Defizite im Wirtschaftsplan über den Rückzug aus den ihnen anvertrauten Schulen ausgleichen wollen", hieß es in einer Erklärung des Bayerischen Philologenverbands. Gefordert wurde eine zukunftsfähige Lösung unter Einbeziehung der gesamten jeweiligen Schulfamilie.
In Bayern gibt es rund 300 katholische Schulen mit zusammen mehr als 90.000 Schülerinnen und Schülern. Ebenfalls am Donnerstag hatte die Freisinger Bischofskonferenz nach ihrem Frühjahrstreffen in Kloster Münsterschwarzach diese Schulen gewürdigt als "ein hoch nachgefragtes kirchliches Angebot, welches quer über alle gesellschaftlichen Gruppen und Konfessionen angenommen wird".
Kritik am Vorhaben
Unterdessen regt sich Kritik am Zukunftsplan und den damit verbundenen Einschnitten. Der Diözesanrat der Katholiken kritisierte die Pläne, dass alle fünf Schulen abgegeben werden sollen, wie die Pressestelle des Bistums am Sonntag mitteilte. Ebenfalls moniert wurde demnach die Kürzung von Zuschüssen an die Verbände. Der Diözesanrat ist das höchste katholische Laiengremium im Bistum. Er hielt am Samstag seine Frühjahrsvollversammlung im ehemaligen Kloster Heidenheim ab.
Weiter hieß es, die Vorsitzende des Kolping-Diözesanverbandes, Eva Ehard, habe Bischof Gregor Maria Hanke einen Brief übergeben. Darin äußerten die katholischen Erwachsenenverbände angesichts der neuen Sparmaßnahmen Sorge um ihr Fortbestehen. Amtschef Thomas Schäfers werde nun mit ihnen ein Gespräch über die künftige Verbändefinanzierung führen.
Auch aus Elternkreisen gibt es inzwischen Kritik an den Bistumsplänen zur Aufgabe der Schulen. Die Nachricht sei ausgerechnet kurz vor dem Tag der offenen Tür im Ingolstädter Gnadenthal-Gymnasium veröffentlicht worden, schreibt der "Donaukurier" (Wochenende). Die Zeitung zitiert ein Elternbeiratsmitglied: "Wie kann man so eine Bombe platzen lassen, ohne zugleich eine Lösung anzubieten?" Und weiter: "Oder soll vielleicht mit unserer Empörung Druck ausgeübt werden?" (mpl/KNA)
19.03., 14:15 Uhr: Ergänzt um dritten Absatz.