An das Leben glauben
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Was für eine Fülle! Ich empfehle jeder und jedem, den Text des heutigen Sonntags noch ein zweites Mal zu lesen und danach kurz eine Pause zu machen, damit die vielen Bilder und Sätze einen Platz im Kopf bekommen und lebendig werden dürfen. Danach lesen sie hier gerne weiter um an meinen Gedanken teilzuhaben.
Die Geschichte heute berührt mich ganz aktuell, da ich vor wenigen Tagen einen lieben Nachbarn plötzlich durch den Tod verloren habe und seitdem mit den Angehörigen und NachbarInnen einige Gespräche über Tod und Leben, Himmel und Weiterleben geführt habe. Mein Fazit aus all diesen Gesprächen – der Tod ist nicht planbar und überrascht uns doch immer wieder, trotz dieses Wissens. Jesus scheint aber hier in dieser Episode alles zu planen: Er erfährt von der schweren Krankheit des Freundes, wartet unverständlicher Weise bevor er zu ihm geht; macht Ankündigungen über die Theologie des Todes allgemein und über seine Art Gott zu "verherrlichen"; dann erst geht er zu ihm, trotz eigener Todesgefahr; lässt dann noch den Tod des Freundes emotional auf sich wirken, obwohl er längst weiß, dass Gott ihn erhört hat; erweckt Lazarus mit Worten, die nur für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Jesus hat die Macht über Leben und Tod. Das wird deutlich!
Dies alles als Rahmenhandlung, neben den vielen anderen Beziehungen und Worten, die hier deutlich werden (zu seinen Jüngern, den Bethanien-Schwestern, dem Volk, dem Freund).
Und dann kommt der letzte Satz: "Viele, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn".
That's it! Gehören sie dazu? Wenn sie katholisch.de lesen, gewiss. Aber auch tief im Inneren? In zwei Wochen ist Ostern. DAS Fest, an dem wir feiern, dass wir an das Leben glauben – hier und nach dem Tod. Jedes Jahr aufs Neue wünsche ich mir, dass mich dieses Fest mit Leben vollpumpt. Mit hoffnungsfrohem Leben in einer Welt, in der Menschenleben so oft nichts wert zu sein scheinen und wo eine Institution Kirche es nur selten schafft, diesen Wert an allererste Stelle zu setzen – in ihrer Art Liturgie zu feiern, sich für Menschrechte einzusetzen und innerhalb der Kirche die Gleichwertigkeit aller zu leben. Ein Leben, trotz der eigenen Angst vor dem was noch kommen mag.
Da lese ich einen solchen Text heute wie eine Ertrinkende. Lasse mich anrühren von dem weinenden, tröstenden und machtvollen Jesus. Lasse mich daran erinnern, dass ich zu den Glaubenden gehöre, zu den von Jesus geliebten Menschen (wobei ich zutiefst überzeugt bin, dass mein Glauben, die Liebe Jesus zu mir weder weniger noch mehr werde lässt), die aus dieser Hoffnung heraus leben dürfen und in der Kraft und Verantwortung, die dieser Glaube mit sich bringt. Ich denke wir können einiges zum Leben erwecken, wenn wir auf diese Kraft vertrauen. In uns und in der Kirche – da stirbt doch die Hoffnung zuletzt.
Evangelium nach Johannes (Joh 11,1-45)
In jener Zeit sandten die Schwestern des Lázarus Jesus die Nachricht: Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes. Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lázarus. Als er hörte, dass Lázarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.
Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Als Jesus ankam, fand er Lázarus schon vier Tage im Grab liegen. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Die Autorin
Schwester Jordana Schmidt OP ist gelernte Familientherapeutin und Diplom-Heilpädagogin. Seit 1994 gehört sie den Dominikanerinnen von Bethanien an. Von 2002 bis 2012 arbeitete sie als Erziehungsleiterin im Bethanien Kinderdorf in Schwalmtal-Waldniel und war zwischen 2012 und 2020 Kinderdorfmutter. Heute lebt sie als SPLG Mutter (Sozialpädagogische Lebensgemeinschaften) mit zwei Kindern in Krefeld. Momentan sie ist mehrmals im Jahr im Radio bei "Kirche im WDR" zu hören. Ihre Bücher "Auf einen Tee in der Wüste" und "Ente zu verschenken" waren wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Ausgelegt!
Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreiben Ordensleute und Priester für uns.