Erzbischof Koch beklagt soziale Lage vieler Kinder in Deutschland
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat die schlechte soziale Lage vieler Kinder in Deutschland beklagt. "Jedes fünfte Kind in Deutschland ist armutsgefährdet – in Berlin betrifft es sogar jedes vierte. Fast drei Millionen Kinder in unserem Land sind betroffen. Die aktuellen Preissteigerungen verschärfen die Lage noch weiter", sagte Koch am Sonntag in seinem "Wort des Bischofs" im Radiosender rbb 88,8. Hinzu kämen gerade bei Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien Bildungsrückstände aus der Zeit der Schulschließungen während der Corona-Pandemie: "Noch immer gibt es bei uns keine wirkliche Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche. Ihre Entwicklungsmöglichkeiten hängen viel zu oft von der Bildung und den finanziellen Möglichkeiten ihrer Eltern ab. Hier dürfen wir nicht weiter tatenlos zusehen. Es muss sich etwas ändern."
Koch, der auch Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz ist, betonte, dass es bessere Chancen nicht zum Nulltarif gebe. Er unterstütze deshalb die von der Bundesregierung geplante Einführung einer Kindergrundsicherung, die ab 2025 das Kindegeld ablösen und einkommensschwachen Familien besser gerecht werden soll. "Als Familienbischof ist es mir ein großes Anliegen, diese Reform zu unterstützen. Kindergrundsicherung ist Kinderchancensicherung – soziale Gerechtigkeit bedeutet, dass alle Kinder und Jugendlichen mit gleichen Lebenschancen aufwachsen können. Das muss die Politik sicherstellen", so der Erzbischof weiter.
Zugleich rief Koch auch die Bürger dazu auf, selbst einen Beitrag zu leisten, um die Lebenssituation von Kindern zu verbessern. Es gebe viele ehrenamtliche Möglichkeiten. Beispielhaft nannte er die Berliner Projekte "Bärenstark" des Sozialdienstes katholischer Frauen und die "Bildungsbuddys" der Caritas, die sich in Kinderheimen um junge Menschen kümmerten. "Sie können beim gelegentlichen Vorlesen in einer Kita die Sprachentwicklung von Kindern fördern oder sich als ehrenamtlicher Vormund für minderjährige Geflüchtete einsetzen", so Koch weiter. Armut dürfe kein unabänderliches Schicksal sein, denn sie führe zu Ausgrenzung und einer Spaltung der Gesellschaft. (stz)