Unsere Kirchen müssen offen bleiben!
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"Wegen Reichtum geschlossen?" – Eine Handvoll Passanten steht entrüstet vor verschlossenen Türen einer Kirche in der Innenstadt, schnell hat jemand diese spöttischen Worte parat. Auch wenn dieser Spottvers den Sachverhalt nicht wirklich trifft – wegen überbordender Steuereinnahmen und aus reiner Bequemlichkeit bleibt sicher keine Kirche geschlossen –, so kennen doch viele die Enttäuschung, vor verschlossenen Kirchentüren zu stehen.
Tatsächlich hat eine Kirche, die jenseits der regulären Gottesdienstzeiten zugesperrt ist, ein Problem; mehr noch die dazu gehörige Kirchengemeinde. Das Signal, dass das "Haus Gottes" als Ort des Gebets und der Stille zu normalen Zeiten nicht zur Verfügung steht, ist fatal. Noch dazu wiegt jede Abweisung, Ablehnung oder eben eine verschlossene Tür deutlich schwerer und bleibt als negative Erinnerung tiefer eingegraben in unser Gedächtnis als ein freundliches Wort an der Kirchentür bei anderer Gelegenheit.
Warum ist eine Kirche in unseren Breiten tagsüber verschlossen? Aus Angst der Verantwortlichen vor Vandalismus und Diebstahl. Aus Mangel an betreuendem, womöglich ehrenamtlichem Personal. In seltenen Fällen aus Ignoranz gegenüber dem ganz normalen Besucher und der Besucherin, der oder die unangemeldet – also ohne Termin – einen Ort für Stille, Einsamkeit oder Gebet sucht. In den meisten Fällen bekommen die Verantwortlichen die Enttäuschung derjenigen, die vor verschlossenen Türen stehen, gar nicht mit, denn diese machen sich meist still und leise, doch mit großer Entrüstung von dannen.
Unsere Kirchen müssen tagsüber offen bleiben. Eine Kirche offen zu halten, lohnt sich nicht nur wegen ihrer liturgischen Funktion als Ort für Gottesdienste. Jede Kirche hält ein spirituelles Erbe bereit, an Architektur und Gestaltung, aber auch als Haus der besonderen Gegenwart Gottes. Jede unserer Kirchen hat die Signifikanz, dass sie in jedem Ortsgefüge herausragen, von der großen Kathedrale bis zur kleinen Dorfkirche. Jede Kirche ist ein Anders-Ort, der mitten in dieser Welt an die Präsenz Gottes erinnert. Gerade in Zeiten, in denen so viele Kirchen ganz aufgegeben werden, in denen Kirchengemeinden fusionieren und oft nur der Anrufbeantworter im Pfarrbüro wartet: wenn wir als Kirche einladend sein wollen im Sinne der Frohen Botschaft Jesu Christi, dann gehören dazu auch offene Häuser Gottes für all jene, die auf der Suche sind.
Die Autorin
Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB kommt aus Regensburg und ist Borromäerin im Deutschen Hospiz St. Charles in Jerusalem. Sie arbeitet als Dozentin für Kirchenrecht und als Pädagogin.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.