Standpunkt

Der Dialog muss im Jetzt der Verkündigung ankommen

Veröffentlicht am 28.03.2023 um 00:01 Uhr – Von Michael Böhnke – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Ziele des Dialogs und der Verkündigung sind verschieden – doch beide gehören zur Evangelisierung, kommentiert Michael Böhnke. Für ihn bedeutet das: Was der Synodale Weg dialogisch erarbeitet hat, müsse jetzt in die Verkündigung einfließen.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Dem Synodalen Weg ging es um Dialog, Papst Franziskus um Evangelisierung. Zur Evangelisierung gehören Dialog und Verkündigung. Die inszenierte Dialogverweigerung konservativer Kreise im Namen der Verkündigung hat gezeigt, dass Dialog Verkündigung nicht einfach ersetzen kann. Dialog bleibt auf Verkündigung ausgerichtet. 

Die Ziele des Dialogs und der Verkündigung sind verschieden. Einerseits die Suche nach der Wahrheit, die Erforschung der jeweiligen religiösen Überzeugung, die erneute Hinwendung zu Gott und die damit zusammenhängende Entscheidung, eine frühere Sichtweise aufzugeben und eine neue zu suchen. Andererseits das einladende Zeugnis, als Christ und Christin mit Freude in der christlichen Gemeinschaft zu leben.

Dialog und Verkündigung benennen zwei unterschiedliche Aspekte der Evangelisierung. Dialog ist Ausrichtung der Verkündigung auf die Wahrheitssuche. Verkündigung ist Übersetzung des Dialogs ins Jetzt! Diese Übersetzungsarbeit darf man nach der intensiven Dialogphase erwarten. Wer jetzt auf Zeit spielt, verrät den Evangelisierungsauftrag einer synodalen Kirche. Das, was der Synodale Weg dialogisch erarbeitet hat, muss jetzt in die Verkündigung einfließen. Nicht erst 2026! Nicht erst, nachdem Rom was auch immer entschieden hat! Nicht erst, nachdem wir erneut über notwendige Reformen gesprochen haben!

Was hat die Bewegung #OutInChurch, was haben Maria 2.0 und Maria 1.0 richtig gemacht? Sie haben nicht auf Zeit gespielt. Sie haben auf die Gegenwart (!) des Geistes gesetzt. Der Dialog muss weitergehen. Er hat keine Zukunft, wenn er nicht im Jetzt (!) der Verkündigung ankommt. Der Synodale Ausschuss wird den Synodalen Weg nicht retten. Zögernde Bischöfe nicht die Kirche.

Ostern ist ein guter Termin! Die Kirche verkündet Tod und Auferstehung Jesu Christi als Heilshoffnung für alle. Setzt ein Zeichen! Vertraut den Zeuginnen der Kreuzigung! Vertraut der ersten Zeugin der Auferstehung: Maria von Magdala, der Apostola Apostolorum! Ladet Frauen ein, in der Feier der Osternacht zu predigen! Gilt auch für Bischofskirchen! In Limburg, Köln, München und anderswo!  

Von Michael Böhnke

Der Autor

Michael Böhnke ist Professor für systematische Theologie an der Bergischen Universität Wuppertal. Außerdem ist er Ethik-Beauftragter des Deutschen Leichtathletikverbands.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.